Frauen im Leistungssport

Im Jahr 2020 hat das Thema „Frauen im Leistungssport“ besondere Aufmerksamkeit erfahren, die nicht zuletzt auf Tokio 2020 zurückzuführen ist, die ersten „geschlechterausgewogenen“ Spiele der Olympischen Bewegung. Mit einer Frauenbeteiligung von fast 50 Prozent war eine nahezu paritätische Beteiligung von Athleten und Athletinnen zu verzeichnen. 

Im Team Deutschland waren es auch gerade Sportlerinnen, die für besondere Erfolgsmomente und Medaillensegen gesorgt haben. Doch haben sie auch ihre Reichweite und Vorbildrolle genutzt, um auf bestehende Missstände und Ungerechtigkeiten hinzuweisen, sei es in Bezug auf die Berichterstattung oder überholte Kleidernormen.  

International gesehen waren es Athletinnen wie Simone Biles (USA Gymnastics) oder Naomi Ōsaka (Japan Tennis Association), die sich öffentlich zu Themen der mentalen Gesundheit im Leistungssport positioniert und damit ein bisher marginalisiert gehaltenes Thema angesprochen haben. 

Bereits vor den Olympischen Spielen hat im März 2021 eine Studie des SWR zum Thema „Spitzensportlerinnen im Schatten der Männer“ aufgezeigt, dass der Leistungssport in Deutschland noch erheblichen Nachholbedarf hat, wenn es um Geschlechtergleichstellung geht. Geschlechtsspezifisches Training, Sponsoring, Mutterschaft während der aktiven Karriere sind dabei nur ein paar ausgewählte Themen, die auf eine mangelnde Gleichstellung im Spitzensport einzahlen. 

Im Rahmen der Fortführung und Weiterentwicklung der strategischen Eckpunkte zum Themenfeld Gleichstellung im DOSB bis 2025 wurde ein Video mit Christina Schwanitz, Welt- und Europameisterin im Kugelstoßen, gedreht, das einzelne Aspekte des Leistungssports aus einer geschlechtsspezifischen Perspektive aufgreift und mit der persönlichen Expertise und Erfahrung einer aktiven Leistungssportlerin kombiniert: Video_Christina Schwanitz über Frauen im Leistungssport 

Trainerinnen und Kampfrichterinnen im Sport

Trainer*innen und Kampfrichter*innen sind elementarer Bestandteil von Sportdeutschland und unerlässlich für einen funktionierenden Sportbetrieb. Sie sind Vorbilder, die auf Sportler*innen wirken und diese beeinflussen. Sie sind Ansprech- und Bezugsperson zugleich, übernehmen und tragen Verantwortung, sind Impulsgeber*innen und die Basis eines erfolgreichen und kooperativen Trainings und Spielbetriebes. Wie in allen Lebensbereichen bedarf es auch in der Trainer*innenarbeit eines ausgeglichenen Verhältnisses der Geschlechter, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen, da nur so auf die bestehende Bandbreite vielfältigster Kompetenzen zurückgegriffen und die Gesellschaft entsprechend gespiegelt werden kann.  

Leider verhält es sich nach wie vor so, dass der Trainer*innenberuf ein vorwiegend von Männern dominiertes Arbeitsfeld ist und Frauen stark unterrepräsentiert sind. Um dies zu ändern, wurde das Projekt SCORE initiiert (siehe unten).

Außerdem wurde im Zuge der „Strategischen Eckpunkte zum Themenfeld Gleichstellung im Sport des DOSB bis 2020“ eine interdisziplinäre Expert*innen-Arbeitsgruppe einberufen, die sich auf vielfältige Weise mit der Thematik der Förderung von Trainerinnen und Kampfrichterinnen auseinandergesetzt und nach Lösungsansätzen gesucht hat.

 

SCORE-Projekt

SCORE (Strengthing Coaching with the Objective to Raise Equality) ist ein für den Zeitraum 2015-2016 Erasmus+ gefördertes Projekt mehrerer europäischer Sportorganisationen, das darauf abzielt, die Trainer*innenarbeit mit einem Mehr an Geschlechtergerechtigkeit zu fördern und zu stärken. 

Definierte Ziele

  1.  Das Bewerben von Geschlechtergerechtigkeit in der Trainer*innenarbeit
  2. Das Werben mit Abbildungen/Darstellungen haupt- und ehrenamtlicher Frauen im Trainer*innenberuf in der Öffentlichkeitsarbeit bzw. Außendarstellung der Organisation bzw. des Vereins 
  3. Das Anheben der Anzahl weiblicher Trainerinnen durch die Erarbeitung von Werkzeugen zur Unterstützung von Frauen hinsichtlich der Motivation einer Trainerinnenanstellung im Leistungssport 
  4. Das Integrieren grundlegenden Basiswissens bezüglich Gender (gefühltes Geschlecht) und Geschlechtergerechtigkeit in die Trainer*innenausbildung auf allen Niveaustufen

Im Rahmen des Projektes wurde hierzu ein interaktiver Werkzeugkasten entwickelt, der sich der Frage widmet, wie mehr Frauen für den Trainer*innenberuf zu gewinnen sind.

Vier Kernbereiche des Werkzeugkastens: 

  1.  Planung (Analyse der aktuellen Situation innerhalb der Organisation/des Vereins) 
  2. Gewinnung von Trainer*innen 
  3. Entwicklung der Trainer*innen 
  4. Bindung an den Verein 

Jeder Bereich ist so strukturiert, dass es eine allgemeine Übersicht zu den Inhalten des Themas gibt, Informationen und Handlungsempfehlungen zur Verfügung gestellt werden, weiterführende Links zu anderweitigen Dokumenten und ergänzenden Informationen angegeben sind und Platz für das Sammeln der eigenen Ideen und Gedanken angeboten wird.

Die deutsche Übersetzung beinhaltet alle inhaltlichen und strukturellen Aspekte des englischsprachigen Originals. Wenn Sie darüber hinaus mit den Reflexionsseiten arbeiten wollen, auf denen Sie ihre Gedanken und Ideen festhalten können, so können Sie diese dem Originaltext entnehmen.

Wir hoffen, dass Ihnen der Werkzeugkasten als eine Art Leitfaden für mehr Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der Trainer*innenarbeit und -ausbildung Ihrer Organisation/Ihres Vereins dient. Er soll Ihnen Anregungen liefern, Möglichkeiten aufzeigen und Sie in Ihren Bemühungen und Ihrem Vorhaben betreffs der Umsetzung eines Kulturwandels unterstützen.