Gewalt ist ein gesellschaftliches Phänomen, das wissenschaftlich nicht eindeutig definierbar ist und aufgrund der Komplexität eine große Variationsbreite an Definitionsversuchen aufweist. Um sich den Heraus-forderungen und Folgen, die mit Gewalt einhergehen, zu stellen, ist ein gemeinsam getragenes Verständnis von Gewalt essenziell.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gewalt als
„absichtliche[n] Gebrauch von angedrohtem oder tatsächlichem körperlichem Zwang oder physischer Macht gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft, der bzw. die entweder konkret oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, Tod, psychischen Schäden, Fehlentwicklung oder Deprivation führt.“ (Weltbericht Gewalt und Gesundheit, WHO)
„Gewalt“ stellt einen Überbegriff dar, der sich in Subkategorien aufteilen lässt und dadurch die unter-schiedlichen Formen und Ausmaße von Gewalt greifbarer macht.
Psychische Gewalt
„Psychische Gewalt beinhaltet jede vorsätzliche Handlung, die bei einem Individuum die persönliche psychische Unversehrtheit beschneidet. Dies kann unter anderem in Form von Erpressung, übler Nachrede, verbaler Beleidigung und/oder verbaler Belästigung stattfinden.“ (European Institute for Gender Equality)
Psychische Gewalt betrifft nicht nur die psychische Gesundheit von Menschen und deren soziale Netzwerke, sondern kann darüber hinaus nachhaltig Einfluss auf die persönliche, soziale und ökonomische Entwicklung einer Person nehmen. Psychische Gewalt ist zugleich Grundlage aller anderen Formen von Gewalt, da es nicht möglich ist, weitere Gewaltausprägungen zu skizzieren, die nicht zugleich auf psychischer Gewalt basieren. (IOC)
Physische Gewalt
“Physische Gewalt beinhaltet jede Handlung, die aufgrund von nicht rechtmäßiger angewandter physischer Kraft physischen Schaden bei einem Individuum anrichtet. Dies kann unter anderem in Form von geringfügiger oder schwerwiegender Körper-verletzung, Freiheitsberaubung bis hin zu Totschlag stattfinden.“ (European Institute for Gender Equality)
Physische Gewalt wird häufig von Personen in Machtpositionen als auch von Vertrauenspersonen, wie diese im Sport zum Beispiel durch Trainer*innen und/oder Teammitglieder verkörpert werden, ausgeübt. Aufgrund des sportimmanenten Wettbewerbsdrucks sowie der Körperlichkeit des Sports wird physische Gewalt im Sport seltener als solche erkannt bzw. eher akzeptiert und in der Folge verschwiegen. (IOC)
Sexualisierte Gewalt
„Sexualisierte Gewalt beinhaltet jede sexuelle Handlung, die auf ein Opfer ohne dessen Einwilligung ausgeführt wird. Dies kann in Form von Vergewaltigung oder sexuellem Übergriff erfolgen.“ (European Institute of Gender Equality)
Sexualisierte Gewalt im Sport entspringt oft aus dem Missbrauch von Machtpositionen, erleichtert von einer Organisationskultur, die wegsieht und verharmlost. Sie kann auf jede Person unabhängig von Alter, Sportart, Geschlecht, Nationalität, sozialer Schicht, Bildungsniveau, Behinderung oder sexueller Orientierung abzielen. (IOC)
Genderbasierte Gewalt
„Genderbasierte Gewalt beinhaltet sowohl jede Gewalt gegen eine Person aufgrund ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung oder sexuellen Identität als auch Gewalt, die eine bestimmte Gender-Gruppe überproportional betrifft.“ (European Comission)
Zu genderbasierter Gewalt können jegliche der oben genannten Gewaltformen gehören.