Ilse Ridder-Melchers: „Mehr Frauen in Führungspositionen“

Gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen will der DOSB unter dem Motto "Frauen gewinnen!" mehr Frauen zum Sport und in die Spitzengremien von Verbänden und Vereinen bringen.

 

DOSB-Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung Ilse Ridder-Melchers, Foto: DOSB
DOSB-Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung Ilse Ridder-Melchers, Foto: DOSB

Das Thema ist auf der Agenda des DOSB in diesem Jahr ganz weit oben“, sagte Ilse Ridder-Melchers aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Ausschusses „Frauen im Sport“ im Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) in Kiel und verwies auf das Motto „Frauen gewinnen!“ des Deutschen Olympischen Sportbundes. In ihrem Grußwort hob die DOSB-Vizepräsidentin im Haus des Sports in Kiel das große Engagement des LSV für die Partizipation der Frauen im Sport hervor: „Die hohe Frauenquote von 44 Prozent weiblicher Mitglieder im LSV Schleswig-Holstein ist nur ein Beleg dafür. Der Ausschuss Frauen im Sport hat in diesen 20 Jahren viele Projekte entwickelt und durchgeführt, Impulse in seinen Landessportverband eingebracht und die Beteiligung von Frauen nicht nur eingefordert sondern auch durchgesetzt. Frauen-Vollversammlung und die Vertretung im Präsidium sind in der Satzung verankert. Das ist gut so. Das ist ausbaufähig, Herr Präsident Dr. Wienholtz!“.

Gleichzeitig ermunterte die Vizepräsidentin die Vertreterinnen der Verbände und Vereine in Schleswig-Holstein, die DOSB-Kampagne „Frauen gewinnen!“ nach Kräften zu unterstützen und mitzumachen. Nur wenn viele mitmachen, werden wir unsere Ziele, mehr Frauen und Mädchen für den aktiven Sport und für Führungsaufgaben zu gewinnen auch erreichen. Der DOSB bietet viele Anregungen und Anreize. Jetzt kommt es auf die Verbände an.“ Mit Blick auf die geringe Repräsentanz von Frauen in den Führungsetagen mahnte sie jedoch auch an: „Wenn sich zu wenig bewegt, werde ich der Frauen-Vollversammlung vorschlagen, eine verbindliche Quotenregelung einzufordern.“ Die gewünschte stärkere Beteiligung am Vereinssport sollte sich aus Sicht von Ilse Ridder-Melchers nicht auf den aktiven Part der Sportausübung beschränken, sondern sich möglichst auch in der Partizipation von mehr Frauen als bisher in den Führungsgremien der Vereine und Verbände zeigen.

Hohe Frauenquote im LSV Schleswig-Holstein

Eine Forderung, die auch der Präsident des Landessportverbandes, Dr. Ekkehard Wienholtz, in seinem Grußwort unterstützte: „In den Gremien des Sports auf Landes- und Bundesebene vertritt der Ausschuss ‚Frauen im Sport’ die Interessen der Frauen aus Schleswig-Holstein mit Nachdruck. Noch werden aber zu selten auch Führungspositionen im organisierten Sport von Frauen wahrgenommen. Es wäre schön, wenn dafür mehr weibliche Mitglieder gewonnen werden könnten.“ Der Landessportverband bekenne sich zur Realisierung der Chancengleichheit, sagte Wienholtz. Um auf Bundesebene mehr Frauen für Führungspositionen zu gewinnen, wird es 2010 erstmals ein „Führungstalente-Camp“ geben. Dieses richtet sich an Frauen, die eine Führungsposition anstreben oder kürzlich übernommen haben. Auf dieses Camp einstimmen wird ein „Einführungsworkshop“, der im Rahmen der Frauen-Vollversammlung des DOSB im September dieses Jahres in Lübeck angeboten wird.

Erfolge im Frauenfußball öffneten Türen im DFB

In Kiel blickte mit Hannelore Ratzeburg eine profilierte Sportfunktionärin aus den Reihen des Deutschen Fußball-Bundes auf zwei Jahrzehnte Gremienarbeit für „Frauen im Sport“ zurück. In ihrer Festrede betonte die DFB-Vizepräsidentin, dass mittlerweile der Frauen- und Mädchenfußball eine starke Akzeptanz erreicht habe: „Ohne die großen Erfolge unserer Frauennationalmannschaft wäre das nicht erreicht worden. Heute müssen wir keine Türen - auch für die ehrenamtliche Arbeit im DFB - mehr einrennen, die Türen sind schon geöffnet.“ Von der Frauen-Fußball-WM im eigenen Land 2011 werde man ganz sicher ebenfalls profitieren. Die Vorsitzende des Ausschusses „Frauen im Sport“ im LSV, Silvia Nowack, Vorstandsmitglied des Landessportverbandes Schleswig-Holstein, ist seit 18 Jahren im Ausschuss „Frauen im Sport“ aktiv. In ihrer Rede erinnerte sie an den nicht immer leichten Weg durch die Gremien: „Ich könnte von vielen Debatten erzählen, wie über Formulierungen für den Frauenförderplan gestritten wurde. Welche Diskussionen um das frauenpolitische Positionspapier geführt wurden. Oder berichten, mit wie viel Geduld und Beharrlichkeit Schritt für Schritt der Ausschuss ‚Frauen im Sport’ und die Frauenvollversammlung in der Satzung des LSV verankert wurden.“

Sichtbare Erfolge - aber noch viel zu tun

Eine Arbeit, die sich absolut gelohnt habe, findet die Husumerin: „Erfolge sind sichtbar. Doch es besteht weiterhin auf einigen Gebieten Handlungsbedarf. Die absolute Führungsebene haben nur wenige erreicht.“ Belegt werden kann diese Aussage durch einen Blick in die Statistik: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen liegt - auch in Schleswig-Holstein - unter 20 Prozent. Silvia Nowack betonte, dass der partnerschaftliche Umgang gewährleistet sein müsse. Männer und Frauen in den Vorständen müssten sich als Team begreifen, unterschiedliche Meinungen und Arbeitsweisen des anderen als positive Ergänzung wahrnehmen: „Männer sind in der Regel keine Gegner mehr. Wenn sie gelegentlich so wirken, dann liegt das sicherlich auch an der eigenen Unsicherheit im Umgang mit der Frauenbewegung.“

Zwei Frauen, die sich seit Jahrzehnten auf Vereins- und Verbandsebene für den Sport in Schleswig-Holstein einsetzen, wurden vom LSV Schleswig-Holstein mit dem Elfriede-Kaun-Preis ausgezeichnet, mit dem der Verband alle zwei Jahre Sportlerinnen für ihr außergewöhnliches Engagement für die Allgemeinheit ehrt: Erika Averdieck (85) vom Kieler MTV, seit Jahrzehnten im Frauensport in ihrem Verein aktiv, sowie Heida Benecke, seit 1999 Landesfrauenwartin im Ruderverband Schleswig-Holstein, seit 2008 auch Vorsitzende des Ausschusses für Frauenrudern im Deutschen Ruder- Verband. Die Namensgeberin des Preises, die Kielerin Elfriede Kaun (1914 - 2008), gewann 1936 die Bronzemedaille im Hochsprung bei den Olympischen Spielerin in Berlin. Sie zeigte Zivilcourage, indem sie entgegen der NS-Ideologie freundschaftliche Umgang mit Sportlerinnen pflegte, die wegen ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit diskriminiert und verfolgt wurden.


  • DOSB-Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung Ilse Ridder-Melchers, Foto: DOSB
    DOSB-Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung Ilse Ridder-Melchers, Foto: DOSB