Dabei strömen sie nach wie vor in die Vereine, die Frauen, machen Lizenzen für die Übungsleitung und versuchen hier und da Fuß in den Vorständen zu fassen. Aber Führungsaufgaben, das zeigt uns die DSB Statistik eindrucksvoll, die sind weiterhin dem männlichen Geschlecht vorbehalten. 90 % aller Fachverbände haben einen Präsidenten, darunter auch Verbände, in denen die weiblichen Mitglieder in der Mehrzahl sind. Alles getan und nichts erreicht?
Selbst Schuld, sagen die Männer, Frauen wollen keine Macht, ein Chefposten ist ihnen zu viel Verantwortung.
Und wie sieht’s im wirklichen Leben aus? Frauen erreichen bessere Abiturnoten als Männer, studieren erfolgreich und bewähren sich erfolgreich in Männerberufen. Dennoch, gut 90% der Alphajobs ergattern die männlichen Konkurrenzen auf dem Markt.
Kein Wunder, sagen die Wirtschaftswissenschaftler, 90% des Kapitals ist in Händen der Männer, und wer das Geld hat, regiert bekanntlich die Welt.
Immerhin hat es Ilse Ridder-Melchers, Frauenvertreterin im DSB Präsidium geschafft, den Sportfunktionären auf dem Bundestag des Deutschen Sports 2004 ihre Stimme für eine annähernd quotierte Delegiertenentsendung zu Bundestagen auf Dach- und Fachverbandsebene zu entlocken. Eine soll-Bestimmung. Und dabei soll es denn auch belassen werden.
Nun wenige Wochen später machen der DSB und NOK den Frauen klar, wo sie wirklich stehen. In die Strukturkommission für die Fusion von DSB und NOK werden 11 Männer und 1 Frau berufen. Und noch eins drauf! In die Personalfindungskommission, die zum Mai 2005 Kandidaten für das neue DOSB-Präsidium auftun soll, keine einzige Frau. Alle Versuche Ilse Ridder-Melchers die Kommission um einen Platz zu erweitern und eine Frau hinein zu holen, werden geflissentlich ignoriert. „No Room at the Top“ heißt es lakonisch, es gehörten eben bestimmte Ämter in so eine Kommission und die seien nun zufällig alle von Männern besetzt.
Dann eben weiterhin oben ohne? Oder glaubt irgendeine Sportlerin ernsthaft, dass diese Herrenriege plötzlich ihr Herz für Frauen mit Führungsambitionen entdeckt?
Aufgeben? Keinesfalls! Der Fuß in der Tür ist allemal hoffnungsvoller als der Blick durch Schlüsselloch. In einigen Verbandsvorständen scheint sich immerhin ein Umdenken anzubahnen, dazu gehört vor allem der DTB.
Neue Strategien? Dringend! Was Frauen fehlt, ist eine gute Portion Frechheit und gezieltes Networking. Nur wenn Frauen gezielt Frauen fördern, dann kommt was ins Rollen.
Und keine Angst, Frauen! Euer Argument, „Qualität sei der Maßstab“, ist eine Fiktion! Das sollte euch doch die tagtägliche Berichterstattung über das Top-Management im Sport längst gelehrt haben. Also weg mit der Schere im Kopf! Die brauchen wir besser, um alte Zöpfe abzuschneiden.
Und übrigens, erst wenn in den Vorständen der deutschen Sportverbände und –vereine genauso viel schlechte Frauen wie schlechte Männer sitzen, ist es immer noch früh genug, über sinnvollere Personalstrategien nachzudenken! Vielleicht wird sich dann auch ein DOSB gesprächsbereit zeigen.
Inge Voltmann-Hummes
Vizepräsidentin Frauen, Gleichstellung und Personalentwicklung im Deutschen Turner-Bund