Migrantinnen gehen baden und schwimmen sich frei

Grömtiz - Sie wollen nicht untergehen und sich über Wasser halten: Frauen aus Russland, Kasachstan und aus dem Iran lernen im Rahmen des Projekts „Migrantinnen in den Sport“ schwimmen – auch um in der neuen Heimat noch besser Fuß zu fassen.

Gemeinsam wollen sie in ihrer neuen Heimat Fuß fassen: Die Teilnehmerinnen des Projektes „Mehr Migrantinnen in den Sport“. www.ln-online.de
Gemeinsam wollen sie in ihrer neuen Heimat Fuß fassen: Die Teilnehmerinnen des Projektes „Mehr Migrantinnen in den Sport“. www.ln-online.de

Nina Frolkina hat es geschafft. Die 42-jährige sportliche Russin, die seit einem Jahr in Neustadt lebt, hat’s schnell gelernt und sogar schon ihr Seepferdchen abgelegt. Ganz soweit sind die anderen acht Frauen, die sich jeden Donnerstag in der Sierksdorfer Schwimmhalle einfinden, noch nicht. „Aber wir schaffen das“, ist Elif Basarin von der DLRG Grömitz von ihren Schwimmschülerinnen überzeugt.

Denn die sind nicht nur ehrgeizig, sie haben vor allem viel Spaß am Schwimmunterricht. „Es kann doch nicht sein,“ sagt Elvira Martel, „da zu wohnen, wo andere Urlaub machen und nicht schwimmen zu können“. Die 45-Jährige ist vor 13 Jahren aus Kasachstan gekommen und findet das Schwimmen „sehr entspannend“.

Eigentlich hatte es mit Schwimmunterricht der Grömitzer DLRG für die Töchter angefangen. Elif Basarin war auf das Projekt „mehr Migrantinnen in den Sport“ – eine Kooperation der DLRG und dem deutsch Olympischen Sportbund – gestoßen und hatte sofort die Initiative ergriffen. Nachdem die Töchter das Schwimmen erlernt oder ihre Schwimmfertigkeiten vertieft hatten, sind nun die Mütter an der Reihe. In einen normalen Schwimmverein zu gehen, hätten sie sich nicht getraut.

„In einem Land, dessen Sprache man nicht sicher beherrscht, dessen Sitten und Gebräuche man erst lernen muss und dessen Gesellschaft man sich eher langsam integriert, ist es schwer, auf sportlicher Ebene Fuß zu fassen“, weiß Elif Basarin.

Das Projekt wird durch einen weiteren Kooperationspartner abgerundet: Der Kinderschutzbund hat sich die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in alltäglichen Lebensbereichen und -situationen zur Aufgabe gemacht und macht eine Fülle von Angeboten an Migrantinnen, vor allem osteuropäischer Herkunft. Deshalb kommt es nicht von ungefähr, dass auch die Fachbereichsleiterin Migration, Larisa Sharapova, viele der Frauen, die sie beim Schwimmunterricht trifft, aus den Deutschkursen kennt, die die seit drei Jahren in Deutschland lebende gebürtige Russin im Rahmen der Migrationsbegleitung des ostholsteinischen Kinderschutzbundes anbietet.

Auch sie bestätigt, dass die Frauen sich vor Beginn des Schwimmkurses nie getraut hätten, in einen normalen Schwimmverein zu gehen. „In einem Land, dessen Sprache man nicht sicher beherrscht, dessen Sitten und Gebräuche man erst lernen muss und dessen Gesellschaft man sich eher langsam integriert, ist es schwer, auf sportlicher Ebene Fuß zu fassen,“ sagt Elif Basarin. Inzwischen aber sind Vera, die beiden Lidias, Nadeshda, Narges, Nina, Olga und Elvira sicher, dass sie mit dem Schwimmkursus auch dann weitermachen, wenn das Projekt demnächst ausläuft. 

 

Von Jutta Colschen


  • Gemeinsam wollen sie in ihrer neuen Heimat Fuß fassen: Die Teilnehmerinnen des Projektes „Mehr Migrantinnen in den Sport“. www.ln-online.de
    Gemeinsam wollen sie in ihrer neuen Heimat Fuß fassen: Die Teilnehmerinnen des Projektes „Mehr Migrantinnen in den Sport“. www.ln-online.de