Mehr Frauen in Führungspositionen!

Frauen-Vollversammlung des BLSV am 13. April 2013 in Oberhaching

Der neu gewählte BLSV-Frauenbeirat: (v.l.) Vorsitzende Kloty Schmöller, Kathrin Rohrmüller, Gundula Stärz, Elke Baumgärtner und Christine Zenz. Auf dem Foto fehlt Monika Engelhardt.
Der neu gewählte BLSV-Frauenbeirat: (v.l.) Vorsitzende Kloty Schmöller, Kathrin Rohrmüller, Gundula Stärz, Elke Baumgärtner und Christine Zenz. Auf dem Foto fehlt Monika Engelhardt.

Die wiedergewählte Frauenbeiratsvorsitzende Kloty Schmöller erhielt bei dieser Forderung Unterstützung durch Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer und BLSV-Präsident Günther Lommer.

Kloty Schmöller bleibt Vorsitzende des BLSV-Frauenbeirates. Sie wurde bei der Frauen-Vollversammlung am vergangenen Samstag in der Sportschule Oberhaching einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Und sie wird den Frauenbeirat auch weiterhin im Präsidium des Bayerischen Landes-Sportverbandes vertreten. „Die Frauen im BLSV haben in den vergangenen Jahren einiges bewirkt“, hatte Schmöller vor den Wahlen in ihrem Bericht festgestellt, „aber die Aufgaben werden nicht kleiner werden!“

Als im nächsten Wahlgang drei Vertreterinnen aus den Reihen der Fachverbände zu ermitteln waren, hatten die rund 50 stimmberechtigten Frauen die Auswahl aus sechs Kandidatinnen. Hier setzten sich schließlich Christine Zenz (Bayerischer Tischtennis-Verband), Gundula Stärz (Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Bayern) und Kathrin Rohrmüller (Squash in Bayern) durch. Zwei weitere Vertreterinnen wurden einstimmig aus den Bezirken und Kreisen gewählt: Monika Engelhardt (Vorsitzende des Sportbezirks Oberfranken) und Elke Baumgärtner (Sportbezirk Oberbayern). Alle fünf Vertreterinnen im BLSV-Frauenbeirat sind gleichberechtigt. Abgeschlossen wurden die Wahlen, die vom BSJ-Vorsitzenden Michael Waldhäuser sehr souverän geleitet wurden, mit einstimmigen Ergebnissen für Loretta Speidel (Sportkreis Neuburg-Schrobenhausen) als Mitglied des Aufsichtsrates und für Centa Hollweck (Bayerischer Leichtathletik-Verband) als Ersatzmitglied.

Das beherrschende Thema der Frauen-Vollversammlung, die unter dem Motto „Frau trau dich!“ stand, waren strategische Schritte, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Auch die Gastreferentin der Tagung, Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer, widmete sich dieser Herausforderung. Überall, wo es um Geld oder Macht im Sinne von Gestaltungsmacht gehe, spielten Mechanismen eine Rolle, die dazu führten, dass Frauen hier an Grenzen stoßen, so die Ministerin. Bei der Besetzung von Führungspositionen müssten Frauen feststellen, dass „der, der in der Schule von uns abgeschrieben hat, plötzlich unser Chef ist“. Christine Haderthauer nahm dabei nicht nur bestehende Strukturen kritisch unter die Lupe, sondern appellierte auch an die Frauen, das eigene Verhalten auf den Prüfstand zu stellen. „Es ist nicht wirklich so, dass Frauen sich untereinander fördern“, meinte sie, Frauen in Führungspositionen müssten lernen, auch andere Frauen mitzunehmen. Abschließend dankte Haderthauer allen, die sich ehrenamtlich engagieren. „Es liegt uns am Herzen, dem Ehrenamt in Bayern einen guten Resonanzboden zu bieten.“ Und wenn dann noch mehr Frauen auch in der Führungsspitze mit dabei seien, dann könne das nur noch besser werden.
BLSV-Präsident Günther Lommer freute sich über die motivierenden Worte, mit denen Christine Haderthauer den Frauen Mut machte, Spitzenpositionen anzustreben, sprach aber auch von seinen Erfahrungen. Es sei immer noch sehr schwierig, Frauen zu finden, die bereit seien, eine Führungsposition im Sport – etwa als Mitglied des BLSV-Präsidiums – zu übernehmen. „Frauen machen hervorragende Arbeit bis zu einer gewissen Ebene“, erklärte Lommer, doch dann sei die Hemmschwelle oft zu hoch. Der BLSV-Präsident ermunterte die Frauen, diese Schwelle zu überspringen. „Ich rufe Sie auf, trauen Sie sich tatsächlich! Wir brauchen auch beim BLSV Frauen in der Spitze.“
„Wir müssen uns nicht verstecken“, lautete auch die Botschaft von Kloty Schmöller. Sie forderte die Frauen auf zu sagen: „Hallo, hier bin ich, ich kann das auch!“ Die Frauenbeiratsvorsitzende verspürt für ihr Anliegen Rückenwind, mahnte aber auch: „Wir dürfen nicht stehen bleiben.“ An die Versammlung appellierte sie, „nicht locker lassen, Mut und Selbstbewusstsein zeigen!“
Als „positives Beispiel für den Aufstieg einer Frau in Führungspositionen“ bezeichnete Kloty Schmöller das scheidende Vorstandsmitglied der BLSV-Frauen, Erika Rathgeb, die nach langjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit im Sport nun nicht wieder für den Frauenbeirat kandidierte und für ihre herausragenden Verdienste mit dem Ruth-Brosche-Preis ausgezeichnet wurde. Schmöller würdigte Rathgeb als „sehr kompetente, sehr faire Mitarbeiterin über Jahrzehnte“.

Dass Frauen derzeit insbesondere in Führungspositionen noch sehr stark unterrepräsentiert seien, beklagte auch Sigrid Berner, Sprecherin der nicht-olympischen Spitzenverbände beim Deutschen Olympischen Sportbund. Berner stellte aber auch fest: „Der organisierte Sport ist sehr viel weiblicher geworden“, und hatte dabei nicht nur die Mitgliederentwicklung auf Bundesebene im Blick, sondern auch die Olympischen Spiele 2012 in London: „Erstmals waren alle Nationen mit Frauen dabei, und mit den Boxerinnen gingen erstmals in allen Sportarten Frauen an den Start.“
Günther Lommer ließ keinen Zweifel daran, dass sich der BLSV mit einem Anteil weiblicher Mitglieder von derzeit 38,4 Prozent nicht zufrieden gibt. Er sprach von einem „Missverhältnis, das ich nicht verstehen kann“, und sagte, dass er nicht glaube, dass Frauen weniger Sport machen als Männer. Man müsse versuchen, den Anteil weiblicher Mitglieder zu erhöhen, und deshalb habe der BLSV nun den Vereinswettbewerb frau@blsv gestartet (bayernsport 13/2013).
Mehr Frauen in Führungspositionen des BLSV, mehr Frauen als Mitglieder in Bayerns Sportvereinen – die Ziele für die kommenden Jahre sind formuliert, und die Fortschritte auf diesem Weg sollen deutlich ausfallen. Insofern war der Kanon, den die Frauen zum Auftakt der Tagung unter der Leitung von Sportpfarrer Monsignore Martin Cambensy sangen, keineswegs wegweisend für die inhaltliche Arbeit der Vollversammlung: „Froh zu sein, bedarf es wenig…“

 


  • Der neu gewählte BLSV-Frauenbeirat: (v.l.) Vorsitzende Kloty Schmöller, Kathrin Rohrmüller, Gundula Stärz, Elke Baumgärtner und Christine Zenz. Auf dem Foto fehlt Monika Engelhardt.
    Der neu gewählte BLSV-Frauenbeirat: (v.l.) Vorsitzende Kloty Schmöller, Kathrin Rohrmüller, Gundula Stärz, Elke Baumgärtner und Christine Zenz. Auf dem Foto fehlt Monika Engelhardt.
  • Verleihung des Ruth-Brosche-Preises: (v l.) Sozialministerin Christine Haderthauer, Frauenbeiratsvorsitzende Kloty Schmöller, Preisträgerin Erika Rathgeb und BLSV-Präsident Günther Lommer.
    Verleihung des Ruth-Brosche-Preises: (v l.) Sozialministerin Christine Haderthauer, Frauenbeiratsvorsitzende Kloty Schmöller, Preisträgerin Erika Rathgeb und BLSV-Präsident Günther Lommer.