Gremienarbeit ist Ausdauersport

Das Mentoring-Projekt des DOSB mit fünf ehemaligen Leistungssportlerinnen zog am Rande der Frauen-Vollversammlung in Erfurt eine erste Zwischenbilanz.

Luidgardis Jendrzej, Manuela Henkel, Magdalena Schnurr, Katja Abel und Kathleen Radtke (v.l.) (auf dem Foto fehlt Katrin Schindler) sind die Mentees im DOSB-Projekt. Foto: DOSB
Luidgardis Jendrzej, Manuela Henkel, Magdalena Schnurr, Katja Abel und Kathleen Radtke (v.l.) (auf dem Foto fehlt Katrin Schindler) sind die Mentees im DOSB-Projekt. Foto: DOSB

Will man im Sport etwas erreichen, muss man vor allem eins mitbringen: Durchhaltevermögen. Nicht nur als Fußballerin, Turnerin, Ruderin, Langläuferin oder Skispringerin, sondern auch als Funktionärin, Delegierte oder Trainerin. Diese Erkenntnis nahmen fünf ehemalige Leistungssportlerinnen von ihrem Zwischenbilanz-Treffen des Mentoring-Projektes des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Rande der Frauen-Vollversammlung vom 28. bis 30. September in Erfurt mit.

„Das große Potenzial an tollen Spitzensportlerinnen haben wir bisher viel zu wenig genutzt“, erklärte Ilse Ridder-Melchers, Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung des DOSB. „Wir unterstützen die jungen Frauen nun dabei, ihre eigenen Stärken zu erkennen, langfristige Ziele anzuvisieren und die richtigen Schritte zu gehen.“

Darum geht’s im Projekt: Unter dem Motto „Mit dem gemischten Doppel an die Spitze!“ möchte der DOSB weibliche Nachwuchskräfte für eine hauptberufliche oder ehrenamtliche Karriere im organisierten Sport gewinnen. Erfahrene Mentorinnen und Mentoren aus dem Sportbereich – u.a. Doris Fitschen und Katja Kraus – unterstützen die jungen Athletinnen ein Jahr lang auf ihrem Weg durchs Studium und in den Job mit intensivem Erfahrungsaustausch. Jeweils eine Mentorin bzw. ein Mentor bildet mit einem Mentee ein Team – das gemischte Doppel.

Als Mentees dabei: Skilangläuferin Manuela Henkel, Fußballerin Kathleen Radtke, Kunstturnerin Katja Abel, Ruderin Katja Schindler, Skispringerin Magdalena Schnurr und Ju-Jutsu-Athletin Luidgardis Jendrzej (beim Treffen in Erfurt nicht anwesend) – allesamt Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin oder deutsche Titelträgerin, die deutlich mehr als nur Durchhaltevermögen mitbringen. „Als ehemalige Leistungssportlerinnen verfügen die jungen Frauen außerdem über wertvolle Kompetenzen wie Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Mut, Belastbarkeit und Leistungswille“, weiß Kirsten Witte-Abe, Projektleiterin und stellvertretende Ressortleiterin Chancengleichheit und Diversity im DOSB. „Das hat sie im Laufe ihrer sportlichen Karriere voran gebracht und macht sie auch fit für ein Engagement im organisierten Sport.“

Über ihre ersten Erfahrungen in der Zusammenarbeit diskutierten Mentees und Mentoren unter der Leitung von Kathrin MahlerWalther, Vorstandsmitglied und stellvertretende Geschäftsführerin der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF). Die wichtigsten Ergebnisse: Für alle sind die Kommunikation und der Erfahrungsaustausch im Doppel entscheidende Aspekte. Für die Gespräche über persönliche Entwicklungen, Probleme und Ziele sind Vertrauen, Empathie und Neugier nötig. Kennzeichnend für die Zusammenarbeit sind das Hineinschnuppern in Sportstrukturen, das sogenannte Shadowing – also die Begleitung der Mentorin oder des Mentors in seinen beruflichen Prozessen – sowie der Ausbau eines persönlichen Netzwerkes. Der Weg ist allen Mentees klar: Sie möchten Ihre Berufung im Sport finden – ob hauptberuflich innerhalb einer Sportorganisation, auf dem freien Markt oder „nebenbei“ als Ehrenamtlerin. Den akademischen Grundstein dafür habe die jungen Frauen mit Studiengängen wie Sportwissenschaft oder Sportpsychologie, Management oder Medienwissenschaften schon gelegt.

Trotzdem ist der Schritt vom aktiven Leistungssport in die Organisations-Kultur der Verbände und Vereine für die Sportlerinnen ein Schritt in unbekanntes Terrain. Natürlich möchten sie insbesondere motiviert durch Erfahrungen während ihrer sportlichen Karriere in ihren Verbänden etwas bewegen, aber ihnen fehlt das nötige Know-how.

Das liefern im Projekt Mentoren wie Gerd Graus, Geschäftsführer der Vereinigung der Sportsponsoring-Anbieter (VSA) und Kenner der DOSB-Szene: „Es gibt Strukturen, die ein solches Engagement ermöglichen. Wir brauchen ehemalige Sportlerinnen und Sportler, die sich und ihre Erfahrungen einbringen. Die Sportverbände müssen dazu ihre Anstrengungen intensivieren, um die Sportlerinnen und Sportler gezielt anzusprechen. Dieses Vorgehen sollte systematisch in den Verbandsstrukturen verankert werden.“

Für Michaela Röhrbein, Leiterin des Zentrums für Hochschulsport der Universität Hannover und Mentorin im Projekt, sollten die jungen Frauen sich auf ihre Ausdauer-Qualitäten besinnen: „Man lernt während der sportpolitischen Lobbyarbeit, was Geduld ist.

(Quelle: DOSB/Michaela Rose)


  • Luidgardis Jendrzej, Manuela Henkel, Magdalena Schnurr, Katja Abel und Kathleen Radtke (v.l.) (auf dem Foto fehlt Katrin Schindler) sind die Mentees im DOSB-Projekt. Foto: DOSB
    Luidgardis Jendrzej, Manuela Henkel, Magdalena Schnurr, Katja Abel und Kathleen Radtke (v.l.) (auf dem Foto fehlt Katrin Schindler) sind die Mentees im DOSB-Projekt. Foto: DOSB