Funktionärinnen der Spitzenverbände tagten in Kassel

Die Tagung der Funktionärinnen und Frauenvertreterinnen der Deutschen Spitzensportverbände wird nach und nach zu einer festen Institution.

Initiiert wurden die Treffen seinerzeit von Renate Koch vom Deutschen Schützenbund und Gabriele Leibbrand, Deutscher Tennisbund.

2008 und 2009 fand sie auf Einladung des Deutschen Schützenbundes in Wiesbaden statt, 2010 beim Deutschen Fechterbund in Würzburg. In diesem Jahr lud der Verband Deutscher Sporttaucher am 18./19. Februar. nach Kassel ein und bot ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Themenspektrum. 
Natürlich machte er mit der Faszination des Tauchsports, dem Umgang mit Technik und Geräten sowie Taucherlebnisse aber auch -gefahren in Seen und im offenen Meer einen beeindruckenden Aufschlag.  Fachlich versiert stellt Petra Straßburger (VDST) ihren Verband vor. Anschließend entführte Foto-Instruktorin Martina Bauder (VDST) das Auditorium mit ihrem atemberaubenden Film zu den Wundern der Unterwasserwelt von Nord- und Südhalbkugel.

Neue Materialien zum Thema sexualisierte Gewalt

DOSB Vizepräsidentin Ilse Ridder-Melchers ließ es sich nicht nehmen, der von Anita Hintz-Glitz (VDST) perfekt organisierten Veranstaltung an beiden Tagen beizuwohnen und über die Arbeitsschwerpunkte des DOSB für den Bereich Frauen und Gleichstellung 2011-2014 zu referieren. Darunter wird auch das Thema sexualisierte Gewalt sein, das in einer ganzen Reihe von Fachverbänden bereits sehr ernsthaft angegangen wird. Der LSB und die Sportjugend NRW haben neue Materialien dazu aufgelegt, die zu im Internet beziehen sind.

Auf welche Weise die Frauenarbeit im DOSB auch jene Spitzenverbände erreichen kann,  die weder weibliche Delegierte zur Mitgliederversammlung des DOSB noch zum jährlichen Spitzenverbändetreffen entsenden, beschäftigte die Funktionärinnen im weiteren Verlauf der tagung.  Es sind zwar in Kassel deutlich mehr Verbände vertreten als noch auf den vorhergehenden Tagungen, der Anteil ist bei fast 100 im DOSB gemeldeten Spitzenverbänden immer noch zu gering. Fehlende oder sehr eingeschränkte finanzielle Möglichkeiten der kleinen Verbände könnten ein Grund sein, des Weiteren die Tatsache, dass bei nur einer Delegiertenstimme „der Präsident selbst“ fährt.  Ferner wurde auf die Überschneidung vom Open Meeting bei der DOSB-Mitgliederversammlung mit der Sitzung der Spitzenverbände hingewiesen, auf der delegierte Funktionärinnen unabkömmlich sind. Aber nicht nur strategisch- frauensportpolitische Themen standen auf der Agenda. Schließlich geht es Frauen im Sport auch darum, die Rahmenbedingungen für die Praxis mit in den Blick zu nehmen. Dazu passend erreichte eine gute Neuigkeit die Tagungsgäste in Kassel.

Innovationsfond zur Förderung des freiwilligen Engagements

Zusammen mit Gisela Hinnemann, Deutsche Reiterliche Vereinigung und Präsidialausschussmitglied Breitensport im DOSB, berichtet Ilse Ridder-Melchers, dass der Innovationsfond (100.000 Euro) in 2011, passend zum Europäischen Jahr der Freiwilligen, für die Förderung des freiwilligen Engagements von Frauen und Mädchen im Verein und Verband sowie für Familie und Sport zur Verfügung steht.

Der Themenwechsel zu den pragmatischen Seiten der Steuerung im organisieren Sport  war damit mühelos hergestellt. „Klimaschutz und Sport“  wie (schlecht) steht  es um die Energieanlagen in unseren Sportstätten, was tut der organsierte Sport hinsichtlich Müllvermeidung, wie nachhaltig vertritt er ÖPNV-Nutzung, welche Rolle spielt die Umweltbildung? Wie wäre es mit einem Öko-Audit für Vereine und Verbände? Das alles gab viel Anlass zu Diskussionen unter der fachkundigen Moderation von Umweltwissenschaftlerin Bianca Quardokus, DOSB.

Sport treiben in Zeiten des Klimawandels

Ozon-Loch, Wetterumschwung und „gefühlte Temperaturen“. Passend zur Vorrednerin projezierte Gudrun Schlaf, Meteorologin vom Deutschen Wetterdienst, die globalökologische Seite des Klimawandels auf die persönliche Befindlichkeit und das Leistungsvermögen im Sport. Die gute Nachricht neben vielen bedenklichen: das Ozonloch wird ganz langsam kleiner, Sporttreiben in der Sonne könnte irgendwann einmal wieder der Haut weniger zu schaffen machen als es gegenwärtig der Fall ist.

Kein ökologisches Gegenthema, auch wenn es zunächst so daher kommt,  lieferte Ina Fabry vom Deutschen Motosportverband.  „Frauen im Motorsport“, gibt es sie wirklich? Darüber klärte die Rennfahrerin mit Zahlen, Daten und Fakten auf. Dass 5% Frauen im Motorsport nichts zu melden haben, versteht sich von selbst.  Die schnellen Frauen wollen aber nicht länger abgehängt sein. Mit der Gründung der Women & Motor Sport Commission in 2009 haben sie sich eine Stimme gegeben, die hoffentlich lauter ist als dröhnende Rennwagen.
Zum Abschluss der Tagung kam neben weiteren Frauen auch noch ein Mann zu Wort.  Es ging um die Auswertung des DOSB-Programms: „Mehr Migrantinnen in den Sport“, vorgestellt von den Programm-Partnerverbänden DLRG, DTB und Ju-Jutsu Verband. Einhellig wurde das Programm als unverzichtbar für die weitere Integrationsarbeit im Deutschen Sport befunden,  die Erfahrungen als große Bereicherung für die Vereine und als richtigen Schritt, Sportvereine und Menschen aller Nationen in ihrem Sozialraum zueinander zu bringen.

Integrationsprojekt "Grenzenlose Fitness"

Isa Sandiraz,  Integrationsbeauftragter des Landkreises Göttingen, ergänzte die Einschätzung der drei Spitzenverbände mit Erfahrungen aus seinem eigenen Integrationsprojekt „Grenzenlose Fitness“, das er mit einem Turnverein in der Nähe von Duderstadt durchgeführt hat. „Wir dürfen keine Parallelstrukturen zulassen, nicht im Sport und nirgendwo. Nur dann findet Integration statt.“ Isa Sandiraz ist begeistert, der ndr hat seine Arbeit verfilmt und er wird weitere Projekte durchführen.

Mit Ausblick auf die nächste Tagung der Funktionärinnen der Sportspitzenverbände am 3. und 4. März 2012 in Warendorf bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung endet eine gelungene und informative Veranstaltung, zu der viele Frauen beigetragen haben, allen voran das Team des VDST.

Dr. Inge Voltmann-Hummes (Sprecherin der Frauen-Vollversammlung des DOSB/BFA-Mitglied im DTB) vom 1.3.2011