Extreme Exzellenz trifft aufs normale Leben

Magdalena Schnurr, Junioren-Weltmeisterin im Skispringen, und Danny Winkelmann, Landestrainer Skilanglauf und Nordische Kombination, waren schon als Trainer und Sportlerin ein Dreamteam – beim Mentoring bewährte sich die alte Seilschaft.

Welche Erfahrungen kann ein ehemaliger Leistungssportler an seinen Leistungssport-Zögling weitergeben?

Danny Winkelmann: Leistungssport ist sehr monokausal – als Spitzensportler verfügt man über eine extreme Exzellenz. Stößt man dann auf das „normale Leben“, will man das ebenso perfektionistisch gestalten. Auch Magdalena ist sehr ehrgeizig und hat hohe Erwartungen an die Berufswelt und an sich selbst. Mir war es wichtig, ihr eine gewisse Gelassenheit mitzugeben, um die eigene Exzellenz zu erkennen, aber trotzdem ein akzeptables Maß im normalen Leben zu entwickeln. Die Wege ergeben sich meist und das Leben hat die Eigenschaft, dass es auch von alleine belehrt.

 

Wie sah die Coolness-Nachhilfe vom Mentor konkret aus?

Danny Winkelmann: Aus meiner Sicht sollte ein Mentor sein Mentee dort abholen, wo er sich gerade mit seinen Gedanken und Projekten befindet. Außerdem viel zuhören, Hilfestellung bei der Einordnung geben und aus der eigenen Erfahrungswelt heraus ermutigen und bestärken. All das basiert auf einem offenen, vertrauensvollen, möglichst neutralen und erwartungsfreien Verhältnis.

 

Magdalena Schnurr: Danny war lange Zeit mein Heimtrainer und nach meiner aktiven Zeit als Sportlerin hatten wir dank Mentoring-Projekt wieder intensiveren Kontakt. Wir haben uns in regelmäßigen Abständen persönlich getroffen. Meist wurden Themen rund um meine ehrenamtliche Arbeit besprochen oder wie und wo ich mich für ein Praktikum bewerben kann. Sobald bei mir der Schuh stärker gedrückt hat oder ich einen Rat fürs Studium oder Ehrenamt brauchte, habe ich mich bei meinem Mentor gemeldet und ihn gefragt, ob er Zeit für ein Treffen hat.

 

Welche Themen standen bei den Treffen auf der Agenda?

Danny Winkelmann: In erster Linie Orientierungsfragen zu Magdalenas aktuellem Lebensabschnitt und wie sie Weichenstellungen in ihrem Werdegang vornehmen kann. Also Fragen zum Was, Wann, Wie und Warum. Wie man z.B. die Abläufe oder den Zeitbedarf für Entscheidungsfindungen im Berufsleben einschätzen kann, wenn man hinter die Kulissen des Leistungssports oder von Verbänden schaut. Es war eine Mischung von Beratung und Meinungsaustausch.

 

Sie waren mit 18 Jahren die jüngste Mentee im Projekt – was hat Ihnen der Austausch mit den anderen Mentees gebracht?

Magdalena Schnurr: Der Austausch hat mir gezeigt, dass alle nur mit Wasser kochen. Ich konnte sehen, was man sonst noch so alles machen kann und was andere in ihrem Leben oder Studium bewältigen. Bei Fragen rund um mein Sportstudium konnten mir die anderen auch Tipps geben. Was ich auch gesehen hatte: Nicht alles läuft immer nach Plan und viele Wege führen zum Ziel.

 

Ihren Weg begleitete ein Jahr lang das Mentoring-Projekt – hat sich das Jahr für Sie ausgezahlt?

Magdalena Schnurr: Ja, es war ein Jahr mit vielen Erfahrungen und ich durfte neue Eindrücke sammeln. Die Veranstaltungen vom DOSB waren interessant und haben ebenfalls neue Möglichkeiten aufgezeigt. Ein Highlight für mich war die DOSB-Mitgliederversammlung. Hier konnte ich hinter die Kulissen schauen und Verbandsstrukturen kennen lernen.

 

Frage an die andere Seite: Was hat das Mentoren-Dasein Ihnen gebracht, Herr Winkelmann?

Danny Winkelmann: Ich habe als Mentor einen Blick in meine eigene Vergangenheit werfen dürfen, denn von Generation zu Generation sind es scheinbar dieselben Fragen zu vermeintlichen Grundsatzentscheidungen. Ich weiß mit ein paar Jahren mehr auf dem Buckel, dass noch unzählige weitere Entscheidungen kommen und bin dankbar, dass ich diese Erfahrung weitergeben konnte.

 

Was hat Sie eigentlich motiviert, im Anschluss an Ihre eigene Leistungssport-Karriere im Sport zu bleiben und Trainer zu werden?

Danny Winkelmann: Meine eigene Leidenschaft für den Sport inklusive einer inneren Überzeugung, dass Sport ein wertvolles Kulturgut darstellt und die Chance, eigenes Wissen vermitteln zu dürfen.

 

Auch Sie sind dem Sport nach Ihrem Karriere-Ende bereits treu geblieben. Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich als Übungsleiterin?

Magdalena Schnurr: Durch dieses Engagement lerne ich für mein späteres Berufsleben und kann sehen, dass es Bereiche gibt, die mir liegen und welche, die nicht so mein Ding sind. Ich arbeite mit Kindern und mache dabei interessante Beobachtungen. Da diese Kinder keinen Leistungssport betreiben, sehe ich auch Unterschiede zu meiner Kindheit und meiner Person. Hier lerne ich vieles dazu.

 

Bleiben Sie sich als bewährtes Mentoring-Tandem über das Jahr hinaus treu?

Danny Winkelmann: Ja, wir planen weiterhin regelmäßige Treffen und einen Gedankenaustausch zu Magdalenas anstehenden Themen in ihrem Lebenslauf. Also letztlich eine Fortsetzung des Mentoring-Projekts.