Entwicklungsmotor statt Hemmschuh

Frauen in Führung! Einen Tag nach der Düsseldorfer Erklärung blickte die 8. Frauen-Vollversammlung selbstbewusst in die Zukunft.

 

Für diese Erkenntnis braucht man (mittlerweile) keine Glaskugel mehr: Frauen
sind die entscheidende Ressource der Zukunft – und die Quote ist ein Garant für zukunftsfähige Sportorganisationen. Mit diesem einhelligen Tenor haben namhafte Vertreterinnen und Vertreter aus Sport, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft beim ersten gleichstellungspolitischen Sportkongress am 27. September in Düsseldorf der einen Tag später tagenden 8. Frauen-Vollversammlung des DOSB den Rücken gestärkt. In der Düsseldorfer Erklärung forderten u.a. die ehemalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, der nordrhein-westfälische Staatssekretär Bernd Neuendorf und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper mit Nachdruck die Umsetzung des Beschlusses der DOSB-Mitgliederversammlung „Chancengleichheit im Sport durchsetzen!“.

Für DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-Melchers hatte der Kongress am Tag zuvor einen deutlichen Trend aufgezeigt: Änderten die Sportorganisationen in punkto Gleichstellung nicht Fahrtrichtung oder Tempo, führe kein Weg an verbindlichen Zielvereinbarungen oder Quotenregelungen vorbei, sagte sie. Und: „Zum Jahresende 2014 legen wir der DOSB-Mitgliederversammlung eine erste Bilanz vor. Dort werden wir den Umsetzungsprozess an nachprüfbaren Kriterien messen und bewerten, wie ernst es die Mitgliedsverbände mit der Gleichstellung nehmen.“

Weiter erklärte sie: „Die Mitgliederversammlung im Dezember 2013 ist ein erster Prüfstein: alle Mitgliedsverbände sollen mindestens so viele weibliche Delegierte entsenden entsprechend ihrer weiblichen Mitgliederanteile. Dann hätten wir 40 Prozent Frauen als Delegierte und die DOSB-Mitgliederversammlung ein neues Gesicht.“

Mögliche Ideen für weitere konkrete Schritte auf diesem Weg lieferten erfahrene Verbandsvertreterinnen, die auf der Frauen-Vollversammlung über die gleichstellungspolitischen Programme und Maßnahmen ihrer Organisationen referierten. „Es ist eine absolute Ressourcen-Verschleuderung, wenn wir die Frauen nicht ins Boot holen“, sagte Angela Daalmann, Leiterin der Stabsstelle Grundsatzfragen vom Landessportbund Niedersachsen. Laut Mona Küppers, Sprecherin der Frauen im Landessportbund Nordrhein-Westfalen, brauche man dafür vor allem sportliche Ausdauer: „Erfolg stellt sich nicht in zwei Jahren ein, dafür gehen viele Jahre Arbeit ins Land“, sagte sie. „Mittlerweile sind die Themen Gender Mainstreaming und Chancengleichheit in unserem Verband aber soweit angekommen und verankert, dass es auch ohne unseren frauenfreundlichen Präsidenten Bestand haben wird.“

Dass die Zahlen trotz zahlreicher Maßnahmen aber noch nicht stimmen, resümiert auch Professorin Maike Tietjens, Vizepräsidentin für Frauen, Gleichstellung und Personalentwicklung beim Deutschen Turner-Bund. „Die Schere klafft weit auseinander: Wir haben deutlich mehr weibliche Mitglieder. Delegierte, Präsidien und die Geschäftsführung sind aber vorwiegend männlich“, sagte sie. „Es hört sich banal an: Wir müssen Strukturen verändern, Prioritäten setzen, Verbündete finden, Win-Win-Situationen schaffen und dabei alle mitnehmen – die Quote ist dabei ein wichtiges, elementares Instrument.“

Klar sei, so war die einhellige Meinung unter den Frauen-Vertreterinnen und -vertretern: Auf sie warte eine spannende und arbeitsintensive Zukunft – und nach der Wahl von Thomas Bach zum IOC-Präsidenten die Wahl eines neuen DOSB-Präsidenten oder einer neuen DOSB-Präsidentin im kommenden Dezember. „Wir brauchen wieder eine Führungsperson, die auch den Gleichstellungs-Prozess unterstützt und vorantreibt“, appellierte Ilse Ridder-Melchers an die Delegierten. „Wir brauchen einen Motor der Entwicklung, keinen Hemmschuh.“

Weitere Informationen über die 8. Frauen-Vollversammlung des DOSB inklusive der Bildergalerie und eines Bewertungsbogens finden sich unter:

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