Einen eckigen Zukunftsball ins Rollen gebracht

Wenn zwei Fußball-Expertinnen wie U-17-Europameisterin und Pokalmeisterin Kathleen Radtke und die Ex-National-Torfrau, geschäftsführende Gesellschafterin Jung von Matt/Sports und Buchautorin Katja Kraus aufeinandertreffen, wird auch das Mentoring eine runde Sache.

Kathleen Radtke
Kathleen Radtke

Zwei Fußballerinnen in einem Team – welchen Ball haben Sie ins Rollen gebracht?

Kathleen Radtke: Einen eckigen Zukunftsball. Wir haben uns vor allem auf die Diskussion der anstehenden Entscheidungen und die Priorisierung konzentriert. Dabei ging es zugleich um die Fortsetzung meiner Sportkarriere als auch um den Einstieg in die Berufstätigkeit nach Abschluss des Studiums und die Vorbereitung darauf durch Praktika. Und obendrein noch die Frage nach der Fortsetzung meiner bestehenden Selbständigkeit.

 

Die vielen Fragen zum Ende der Sportkarriere kennen Sie selber auch gut, Frau Kraus. Wie haben Sie den Einstieg in den Beruf damals gemanagt?

Katja Kraus: Ich habe nicht lange überlegt, wenn sich Möglichkeiten geboten haben, auch wenn die Aufgabe groß schien. Ich habe die Gewohnheit, erst in den Wald zu laufen und dort festzustellen, dass es dunkel ist. Als Sportlerin habe ich gelernt, dass Gewinnen und Verlieren eng miteinander verbunden ist.

 

Trotzdem möchte man den Erfolg – was haben Sie Ihrer Mentee geraten?

Katja Kraus: Grundsätzlich sollte man offen sein, seiner Leidenschaft folgen und den Mut haben, sich auch zu korrigieren und neu zu positionieren. Mich hat Kathleens Bereitschaft beeindruckt, unterschiedliche Dinge auszuprobieren und parallel zu bewegen. Neben dem Studium und der Fußball-Laufbahn auch ein kleines Unternehmen aufzubauen. Ich bin überzeugt, dass sich der richtige Weg vor allem über das Ausprobieren aufzeigt.

 

Sie haben die Möglichkeiten ergriffen, die das Leben geboten hat, Frau Radtke. Bei welchen Entscheidungen stand Ihre Mentorin Ihnen zur Seite?

Kathleen Radtke: Mein Studium der Sportpsychologie habe ich fast abgeschlossen, so dass ich als Profifußballerin nach Malmö wechseln konnte und mein eigenes Unternehmen abgegeben habe. Mit dem Vereinswechsel hat sich ein Traum erfüllt, der sich spontan ergab. Ich denke, man kann seine Karriere nicht exakt planen, man muss bereit dafür sein, wenn das Leben einem die Chance bietet und dabei hat Katja mir Mut gemacht.

 

Das Mentoring-Programm ist einer von vielen Bausteinen einer langfristigen Strategie des DOSB, die Vielfalt im organisierten Sport zu fördern und Frauen Mut zu machen, sich zu beteiligen. Was wäre aus Ihrer Sicht hilfreich, gerade mit Blick auf Ihre Erfahrung als einzige Frau im Vorstand eines Männerfußballvereins?

Katja Kraus: Ich bin überzeugt davon, dass es dem deutschen Sport insgesamt und auch dem Fußball im Speziellen gut tut, wenn es mehr Frauen in den relevanten Positionen und Gremien gibt. Was in der Unternehmenspolitik zunehmend selbstverständlich wird, sollte es im Sport gleichermaßen sein. Deshalb halte ich es für extrem wichtig, Frauen zu fördern und zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen im Sport eine Berufslaufbahn zu identifizieren.

 

Ein Job im Sportbereich – wär’ das jetzt was?

Kathleen Radtke: Ich werde dem Sport sicher auch in absehbarer Zeit als Nichtaktive auf eine Weise treu bleiben. In der Annahme, dass sich der Sport und sein Umfeld weiterhin für Themen der Sportpsychologie sensibilisiert und die Notwendigkeit erkennt, kann ich mir nach dem Beenden meines Studiums einen Job als angewandte Sportpsychologin für Individualsportler oder Mannschaften sehr gut vorstellen.

 

Aus heutiger Sicht: Hat sich das Jahr Investment ins Mentoring-Projekt also gelohnt?

Kathleen Radtke: Definitiv. Man lernt nicht aller Tage sympathische Menschen kennen, die einem zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. An dieser Stelle ist vielleicht ein kleines Dankeschön ganz gut aufgehoben.

 

Das Dankeschön ist bei Ihrer Mentorin sicher längst angekommen...

Katja Kraus: Klar, aber das Jahr war auch für mich sehr bereichernd: Ich habe mich durch die Auseinandersetzung mit Kathleens Fragestellungen intensiv mit den generationsbedingten gesellschaftlichen Veränderungen in den Themen Berufswahl, persönlicher Verwirklichung, Leistungs- und Entscheidungsdruck beschäftigt.

 

Wie wird eine Mentoren-Mentee-Beziehung bereichernd für beide Seiten?

Katja Kraus: Mit wechselseitiger Offenheit und Vertrauen und vor allem mit dem Gefühl voneinander profitieren zu können. Mit der Bereitschaft zuzuhören und Lösungen mit Gedanken anzustoßen, ohne konkrete Ergebnisse und Umsetzungsschritte zu erwarten.

 

Stichwort Ergebnisse: Was war das Highlight Ihres Mentoring-Jahres?

Kathleen Radtke: Dank des abwechslungsreichen Jahres kann ich nicht von einem einzigen Highlight sprechen. Vielfältige Gespräche mit Anregungen und Reflexionen zu meiner eigenen Person haben mich vorwärts gebracht.


  • Kathleen Radtke
    Kathleen Radtke
  • Katja Kraus
    Katja Kraus