Achte LSB-Frauenvollversammlung in Mainz bringt Entscheidungsträger miteinander ins Gespräch

Karin Augustin (LSB-Präsidentin), Dr. Heike Jung (Leiterin der Abteilung Frauen im Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen), Claudia Altwasser (LSB-Vizepräsidentin Frauen & Gleichstellung), Jürgen Häfner (Staatssekretär im Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur), Ilse Ridder-Melchers (DOSB-Vizepräsidentin) und Beatrix Reiss (künftige SWR-Sportchefin). Foto: M. Heinze
Karin Augustin (LSB-Präsidentin), Dr. Heike Jung (Leiterin der Abteilung Frauen im Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen), Claudia Altwasser (LSB-Vizepräsidentin Frauen & Gleichstellung), Jürgen Häfner (Staatssekretär im Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur), Ilse Ridder-Melchers (DOSB-Vizepräsidentin) und Beatrix Reiss (künftige SWR-Sportchefin). Foto: M. Heinze

Um die Umsetzung der Gleichstellung auf allen Ebenen des Sports zu forcieren, müssen bestehende Strukturen teilweise grundlegend geändert werden. Das machte Claudia Altwasser, LSB-Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung, bei der achten Frauenvollversammlung des Landessportbundes (LSB) in Mainz deutlich, bei der es sich um die Frage drehte: „Sind die Frauenstrukturen im rheinland-pfälzischen Sport noch richtig aufgestellt?“

„Ich bin normalerweise nicht für eine Quote“, stellte Altwasser klar. „Aber wenn die Quote dafür notwendig ist, dass Frauen im Sport in Führungspositionen gelangen, halte ich dieses Instrument für sehr sinnvoll.“ Eine gute Idee sei es in diesem Zusammenhang auch, „ein Grundsatzpapier zu verabschieden, in dem gewisse Dinge festgeschrieben werden“. Daher sei es sehr positiv gewesen, dass es mit der Vollversammlung einmal mehr gelungen sei, Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Sport zusammenzubringen und etwa Sportstaatssekretär Jürgen Häfner, die künftige SWR-Sportchefin Beatrix Reiss oder Dr. Heike Jung, Leiterin der Abteilung Frauen im Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen, für die Sorgen und Nöte der Frau im Sport zu sensibilisieren. „Man muss das Rad ja nicht von Neuem erfinden, aber man muss beim Sport vielleicht auch einmal neue Wege gehen, wenn die Strukturen nicht mehr zeitgemäß sind“, sagte Altwasser.

„Wir müssen schauen, dass wir die Strukturen so ändern, dass die Arbeit neu und besser gestaltet wird“, bekräftigte Ilse Ridder-Melchers, Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im Rahmen einer Podiumsdiskussion unter Moderation von Anneli Fix vom Turnverband Mittelrhein. „Damit auf Dauer die ehrenamtliche Arbeit für Männer und Frauen Spaß macht. Dann kriegen wir auch Frauen in die Führungsämter hinein, damit sie mitentscheiden, wie es mit dem Sport weiter geht und dafür sorgen können, dass wichtige Veränderungen schneller über die Bühne gehen.“ Nachdem Ridder-Melchers den Zuhörern die Düsseldorfer Erklärung erläutert hatte, lieferte sie ein leidenschaftliches Quotenplädoyer. Sie könne sich vorstellen, dass der Ruf nach einer verbindlichen Quote stärker wird, wenn sich der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der nächsten Zeit nicht signifikant erhöhe. Ein Versuch sei es, den Vorsitz in einem Verein oder einer Organisation mit einer Tandemlösung zu besetzen und so die Aufgaben zu teilen. „Das wird für beide Geschlechter attraktiv sein und das Ganze ist zum Vorteil des Sports – wir können letztlich die Zukunft nur gemeinsam gestalten.“ Weitgehend einig war sich das Podium in der Auffassung, dass die „Krücke“ Quote „kein Wundermittel, aber Mittel zum Zweck ist, Frauen schneller ans Ziel zu führen – das haben die qualifizierten Frauen auch verdient“.

Vielen Frauen sei noch gar nicht klar, was sie da eigentlich gestalten könnten, urteilte Beatrix Reiss. Es sei auch eine Kommunikationsaufgabe, den Frauen viel mehr zu vermitteln, was für einen Mehrwert sie von Führungspositionen haben. Trotz allem, gab LSB-Präsidentin Karin Augustin zu bedenken, müssten sich die Frauen dies auch zutrauen, solche eine Verantwortung zu übernehmen. Mit Ridder-Melchers war sich Dr. Heike Jung vom Frauenministerium einig, „dass die traditionellen Rollenbilder, die wir noch in der Gesellschaft haben, verhindern, dass Frauen sich auf die Socken machen“. Jung betonte, es gebe nur wenige andere Länder, in denen die tradierten Rollenbilder noch so gelebt würden wie in Deutschland. „Was Netzwerke angeht, haben die Männer viel mehr Erfahrung. Es liegt nicht an der fehlenden Qualifizierung oder Befähigung oder Eignung der Frauen, sondern daran, dass wir nach wie vor Strukturen haben, die es nicht zulassen, dass Frauen in Führungspositionen kommen.“

In den Augen von Sportstaatssekretär Jürgen Häfner, der das Plenum mit einem Impulsreferat in seinen Bann gezogen hatte, ist es „ein ganz zentraler Punkt, dass wir Vorbilder brauchen – wie etwa Karin Augustin“. Dass die Mainzerin sich jetzt bereit erklärt habe, wieder als LSB-Präsidentin zu kandidieren, sei ein ausgesprochen positives Signal. „Weil Frau Augustin durch ihre Präsenz und ihre Ausstrahlung viele Frauen motiviert, ebenfalls in Führungspositionen hineinzugehen.“ Nach wie vor ist der LSB Rheinland-Pfalz der einzige Landessportbund in Deutschland, der eine Frau als Präsidentin hat.

Michael Heinze

 


  • Karin Augustin (LSB-Präsidentin), Dr. Heike Jung (Leiterin der Abteilung Frauen im Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen), Claudia Altwasser (LSB-Vizepräsidentin Frauen & Gleichstellung), Jürgen Häfner (Staatssekretär im Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur), Ilse Ridder-Melchers (DOSB-Vizepräsidentin) und Beatrix Reiss (künftige SWR-Sportchefin). Foto: M. Heinze
    Karin Augustin (LSB-Präsidentin), Dr. Heike Jung (Leiterin der Abteilung Frauen im Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen), Claudia Altwasser (LSB-Vizepräsidentin Frauen & Gleichstellung), Jürgen Häfner (Staatssekretär im Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur), Ilse Ridder-Melchers (DOSB-Vizepräsidentin) und Beatrix Reiss (künftige SWR-Sportchefin). Foto: M. Heinze