100 Jahre Frauensport: 1970 bis 1980

Einen Rückblick auf 100 Jahre Frauensport gibt unsere 10-teilige Serie. Im siebten Teil werden die Jahre 1970 bis 1980 zusammengefasst: Von befreiten Körpern und wattierten Brüsten.

1970 gründete der FC Bayern München eine Frauen-Fußballmannschaft. Foto: picture-alliance
1970 gründete der FC Bayern München eine Frauen-Fußballmannschaft. Foto: picture-alliance

Weibliche Revoluzzer: Sportlerinnen auf männlichem Territorium

Mit der 68er-Generation änderte sich vieles: Frauen muckten auf, forderten die Gleichberechtigung und akzeptierten den Mann nicht mehr als das Maß aller Dinge. Ob Mode oder Lebensstil, Sexualität oder Sport - in den 70ern zählten Freiheit und befreite Körper. Das Stigma des schwachen Geschlechtes war passee, der Uni-Sex-Look en vogue!

Im Zuge der Abkehr von bisher gültigen Konventionen wurden auch die Mythen rund um die geringere Leistungsfähigkeit von Sportlerinnen hinterfragt. Die Folge: Frauen eroberten sportliches Männer-Territorium, rannten kilometerweit um die Wette, sprangen mit dem Stab hoch oder kämpften im Biathlon um Sekunden und Treffer. Trotzdem boomten weiterhin die soften Freizeit-Sportarten - Frauen bevorzugten Fitness und Gymnastik, Turnen oder Wandern, Schwimmen und Rad fahren. Mit der Rhythmischen Sportgymnastik etablierte sich eine reine Frauen-Sportart.

Frauenfußball: Von später Anerkennung und fehlenden Antennen

In Sachen Frauenfußball war der Deutsche Fußball Bund (DFB) ein echter Spätzünder: Erst als deutsche Spielerinnen 1970 in bella Fußball-Italia gegen andere Nationen beim Weltcupturnier in aller Öffentlichkeit spielten, wurde der Frauenfußball in Deutschland salonfähig. Längst hatten sich eigene Frauen-Fußballvereine Aufmerksamkeit und einen Rasenplatz verschafft. 40 Jahre nach dem ersten Aufbegehren bekam der Frauenfußball nun endlich den offiziellen Verbands-Segen. Schon ein Jahr später gab’s erste Rundenspiele, 1974 die erste Deutsche Meisterschaft, die sich der TuS Wörrstadt mit 4:0 über DJK Eintracht Erle sicherte.

Allerdings durften Frauen zunächst nur mit gewissen Auflagen spielen, die den harten Männersport entschärfen sollten. So wurde den Spielerinnen wegen ihrer "schwächeren Natur" eine sechsmonatige Winterpause verordnet, der Ball war kleiner und leichter, Stollenschuhe verboten und das Spiel dauerte nur 70 Minuten - erst 1993 durften es dann 90 Minuten sein. Die Vorurteile in den Köpfen lebten erstmal weiter: "Es gibt keine oder nur unwesentliche Argumente gegen den Frauenfußball", meinte der Schweizer Professor Gottfried Schönholzer, Vorsitzender der FIFA-Ärztekommission. "Frauen sind zumeist beweglicher und leichter gebaut. Wenn sie mit mehr Technik spielen, ist der Fußball auch für sie ungefährlich. Die Brust ist beim Frauen-Fußball mehr störend als gefährdet. Ich würde den Damen einen dicken wattierten Büstenhalter empfehlen." Zudem meinte der Experte, dass der Frauenfußball kaum Aussichten hätte, eine echte Mannschaftssportart zu werden, weil Frauen "keine so große Antenne für den Teamgeist wie Männer" hätten.


  • 1970 gründete der FC Bayern München eine Frauen-Fußballmannschaft. Foto: picture-alliance
    1970 gründete der FC Bayern München eine Frauen-Fußballmannschaft. Foto: picture-alliance