Herausfordernde Schnittstelle zwischen Awareness-Arbeit und Haltung zeigen
In der Praxis lassen sich die betroffenenzentrierte Awareness-Arbeit und der Anspruch des Vereines Haltung zu zeigen nicht immer leicht vereinen. Denn der Verein sieht sich in der Verantwortung klarzustellen, dass es Sachen gibt, die nicht geduldet werden und bei denen sie in weiteren Schritten sozusagen ins Hausrecht übergehen.
Arne Scholz erzählt von der Schwierigkeit den Mittelweg zu finden und dass es letztendlich dahinführt, dass sie wirklich nur mit einer Arbeitsdefinition arbeiten können, in dem sie sagen, dass Schritte unabhängig von dem Betroffenenzentrierten eingeleitet werden. Denn letztendlich geht es auch um rechtlich Fragen. Was sind dies für Situationen?
Zum Beispiel wenn am Spieltag eine Person auf Ordnungskräfte zukommt mit dem Anliegen „Hey ich fühle mich unwohl, dieser Typ hört nicht auf mich anzugucken“, erklärt Arne Scholz. „Das nehmen wir natürlich ernst, können aber schwierig sagen, dass eine Person deswegen das Stadion verlassen muss. Das hätte juristisch kaum bestand.“
In diesen Situationen versuchen sie zu sensibilisieren und zu verwarnen. Das bedeutet auf die grenzüberschreitende Person zuzugehen, auf die Problematik des Verhaltens hinzuweisen und die Person zu bitten das grenzüberschreitende Verhalten zu unterlassen. Sollte die Person dann trotzdem mehrfach zuwiderhandeln, werden weitere Schritte eingeleitet.
Das zweite von ihm genannte Beispiel handelt von Situationen, die klar der Haltung des Vereines widersprechen und in denen der Verein daher die grenzüberschreitende Person des Stadions verweisen würde. In denen die betroffene Person allerdings selbst sagt, dass sie dies nicht möchte. Es gibt laut Arne Scholz viele valide und gute Gründe, warum Personen sagen, dass sie keinen Nachteil für die grenzüberschreitende Person wollen, zum Beispiel auf Grund von sozialen Beziehungen. Diese Spannung zwischen dem Respekt gegenüber dem Bedürfnis der betroffenen Person und den Grundlagen, die sie als Verein haben und für richtig empfinden, stelle eine Herausforderung dar.
Als SV Werder Bremen versuchen sie es potenziell kommunikativ aufzulösen. Zum Beispiel in dem sie auf die Person zugehen und sagen, dass sie den Wunsch respektieren, doch als Verein die grenzüberschreitende Person jetzt des Stadions verweisen, weil sie sich in einer Weise verhalten hat, die für den Verein nicht akzeptabel ist und der Stadionordnung widerspricht.
Arne Scholz räumt ein, dass dies nicht immer leicht ist: „Man muss an der Stelle von Fall zu Fall schauen, wie eine gute Lösung zu finden ist. Wenn man sich mit diesen Themen beschäftigt, wird man mit solchen Aufgaben konfrontiert.“ Auch Dominique findet, dass der Umgang mit sexualisierten Grenzüberschreitungen erst gelernt werden muss.