Gleiche Bedingungen für Mädchen und Frauen im Sport gefordert

Claudia Malzahn (22) vom SV Halle errang bei den Europameisterschaften 2005 im Judo in Rotterdam in der Gewichtsklasse bis 63 kg die Bronzemedaille. Annagret Döring (53) ist stellvertretende Vorsitzende des TV Askania Bernburg, die in ihrem Verein in einem Projekt den Gesundheitsport besonders engagiert für sportliche Angebote von Frauen einsetzt.

Die Hälfe der 455 Mitglieder in ihrem Verein sind Mädchen und Frauen. Susann Schäfer (22) ist Jugendsprecherin der Sportjugend Sachsen-Anhalt. Gemeinsam mit ihrem männlichen Pendant Jugendsprecher Marco Jänicke wirbt sie dafür, dass sich jungen Menschen für Sport interessierten und sich auch ehrenamtlich im Sportverein einbringen.

 

Alle drei Frauen waren Teilnehmerinnen eines Sport- und Frauenpolitischen Forums unter dem Motto "Sport tut Frauen gut - Frauen tun dem Sport gut", das der Landesausschuss Frauen im Sport des LSB Sachsen-Anhalt am 5. November 2005 in Halle an der Saale durchführte. Alle drei stehen beispielhaft für insgesamt 122.279 Mädchen und Frauen, die in den 3.196 Sportvereinen des LandesSportBundes Sachsen-Anhalt organisiert sind. Insgesamt sind 33,2 Prozent aller Mitglieder in den Vereinen Sachsen-Anhalts weiblich.

 

„Für alle sollten gleiche Bedingungen sowohl beim Sporttreiben als auch zur Übernahme von ehrenamtlichen Führungsfunktionen im Sport geschaffen werden."

 

Dass Sachsen-Anhalts Sportminister Sachsen-Anhalts, Gerry Kley, sport- und frauenpolitische Sprecher der Landtagfraktionen und etliche Präsidiumsmitglieder des Landessportbundes Sachsen-Anhalt der Einladung zum Forum gefolgt waren, verdeutlich den Stellenwert, der dem Thema „Mädchen und Frauen im Sport" in Sachsen-Anhalt beigemessen wird.

 

Über so viel Aufmerksamkeit freute sich auch die Vorsitzende des Bundesausschusses „Frauen im Sport" des Deutschen Sportbundes, Ilse Ridder-Melchers. Sie verdeutlichte den 85 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Sportvereinen, Kreis- und Stadtsportbünden und Landesfachverbänden, was der Deutsche Sportbund mit der Kampagne "Sport tut Frauen gut - Frauen tun dem Sport gut" bezweckt.

 

„Für alle sollten gleiche Bedingungen sowohl beim Sporttreiben als auch zur Übernahme von ehrenamtlichen Führungsfunktionen im Sport geschaffen werden." mahnte sie an.

 

„Gerade einmal 11 Prozent der Führungspositionen im Sport sind durch Frauen besetzt." verdeutlichte LSB-Präsident Heinz Marciniak eines der Problemfelder nicht nur in Sachsen-Anhalt. Er betonte weiter, dass es auch in Sachsen-Anhalt typische Sportarten für Mädchen und Frauen gibt. So liegt der Anteil der weiblichen Vereinsmitglieder im Turnen bei 88 %, im Angeln dagegen nur bei 2,7 % und im Fußball bei 5,2 %.

 

Sachsen-Anhalts Sportminister Gerry Kley bezog sich in seinen Grußworten auf die Leistungsvereinbarung zwischen Land und LSB. Klare Ziele darin sind Chancengleichheit und hochwertige Sportangebote für Mädchen und Frauen. "Frauen sind zum Beispiel deutlich gesundheitsbewusster als wir Männer." stellte der Minister fest. Fast 95 Prozent der Teilnehmer an Gesundheitssportkursen sind Mädchen und Frauen. „Das ist ein klarer Hinweis darauf, was sport- und gesundheitsbewusste Frauen heute wollen." so der Minister weiter.

 

In vier Arbeitskreisen wurde zu den Themen "Gesundheitsorientierte Sportangebote für Frauen im Verein", "Aktiv im Alter – Sport für Seniorinnen", "Wie wünschen sich Frauen ihren Sportverein?" und "Mehr Mädchen in den Sportverein - Spaß oder Leistungswille?" rege diskutiert.

 

Von der Forderung „Mehr Frauen in Führungspositionen!" über die Organisation besserer Bedingungen der Übungsleiterausbildung für Mädchen und Frauen sowie die Verstärkung einer zielgruppenorientierten Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur simplen Schaffung von separaten Umkleide- und Duschmöglichkeiten für weibliche Mitglieder in kleinen Vereinen war in der Zusammenfassung der Arbeitskreise die Rede.

 

Die Arbeitsergebnisse ließ Moderator Andreas Mann vom Mitteldeutschen Rundfunk in die nahtlos anschließende Podiumsdiskussion einfließen. Zur prominent besetzten Gesprächsrunde zählten Dr. Kristin Körner, Referatsleiterin Sport im Sozialministerium, Anke Frohn, LSB-Vizepräsidentin für Frauen im Sport, Ute Fischer (SPD), Dr. Detlef Eckert (PDS), Milad El-Khalil (CDU) und LSB-Präsident Heinz Marciniak. Die Gesprächspartner waren sich darin einig, dass das Thema Gender Mainstreaming in allen Bereichen des Sports auf die Tagesordnung gehört. Übereinstimmend bekräftigten die Parteienvertreter auch die Notwendigkeit der Fortführung des bewährten Budgetierungsvertrages zur Finanzierung des Sports in Sachsen-Anhalt nach dem Jahr 2008 und die gezielte Förderung von Projekten für Frauen und Mädchen im Sport.

 

Claudia Malzahn, Annagret Döring, Susann Schäfer und die vielen anderen Mädchen und Frauen fuhren am Ende der Veranstaltung zurück in ihre Vereine, mit der Hoffung, dass gleiche Bedingungen für das Sporttreiben von Mädchen und Frauen in Sachsen-Anhalt mehr und mehr zur Normalität werden. Ihren Beitrag werden sie vor Ort selbstbewusst dazu beitragen.

 

Frank Löper