Mehr Vorbilder für Frauen in Führungspositionen im Sport

Der Anspruch „Potenzial von Frauen im Sport besser nutzen“ durchzog als Leitmotiv die DOSB-Frauen-Vollversammlung am Wochenende in Hannover.

Die Vollversammlung stimmt über den Antrag "Änderung der Geschäftsordnung" ab.
Die Vollversammlung stimmt über den Antrag "Änderung der Geschäftsordnung" ab.

„Wenn wir die Potenziale von Frauen stärker nutzen, können wir Herausforderungen der Sportentwicklung besser meistern“, sagte Petra Tzschoppe, DOSB-Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung, zur Eröffnung der Frauen-Vollversammlung beim LSB Niedersachsen in Hannover. Zu diesem Thema gehören auch die Trainerinnen, die bei der DOSB-Konferenz „Schlüsselfigur Trainer/in“ ein bedeutender Aspekt waren. An diese Tagung knüpfte die Vollversammlung deshalb auch nahtlos an. Auch der DOSB-Gleichstellungspreis war aus diesem Grund bereits am Vorabend im Rathaus zu Hannover an die Turn-Cheftrainerin Ulla Koch verliehen worden.

Damit wurde ein Vorbild für Frauen öffentlichkeitswirksam sichtbar, betonte DOSB-Präsident Alfons Hörmann  in seinem Grußwort an die Frauenvollversammlung, mit dem er zudem über aktuelle DOSB-Themen berichtete. Der Vorstandsvorsitzende des Landessportbundes Niedersachsen, Reinhard Rawe, brachte gleichfalls seine Anerkennung für die Arbeit der Frauen im Sport zum Ausdruck, ebenso die Bereitschaft auf weitere Verbesserungen hinzuwirken. Sehr deutlich verwies Cornelia Rundt, Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Niedersachsen in ihrem Grußwort darauf, in welchem Maß trotz schon erreichter Erfolge für Frauen im Sport noch Veränderungen notwendig sind.

Genau dafür wurden im Parlamentarischen Teil der 11. Frauen-Vollversammlung Nägel mit Köpfen gemacht. DOSB-Vizepräsidentin Tzschoppe brachte gemeinsam mit der Gruppe der Sprecherinnen einen Antrag zu <media 69823 _blank download>strategischen Eckpunkten im Themenfeld Gleichstellung</media> im DOSB bis zum Jahr 2020 ein. Dessen Punkte orientieren sich an den Gleichstellungs-Strategien im Sport auf EU-Ebene. Die Vertreterinnen aller Verbändegruppen diskutierten den Antrag, erweiterten ihn um den Aspekt der Kampfrichterinnen und <media 69825 _blank download>beschlossen ihn schließlich einstimmig</media>.

Gestützt auf das klare Votum der Delegierten wird sich der DOSB in den nächsten vier Jahren gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen mit diesen Handlungsfeldern beschäftigen: 

  • Gleichstellung in Führungspositionen
  • Förderung von Trainerinnen und Kampfrichterinnen
  • Kampf gegen sexualisierte Gewalt
  • Geschlechtergerechte Darstellung in den (Sport)-Medien.

Wie Gleichstellung in Führungspositionen im Sport umgesetzt werden kann und welche Möglichkeiten sich dafür aus der vom DOSB seit 2014 in der Satzung verankerten Geschlechterquote ergeben, war auch Gegenstand des moderierten Fachforums, zu dem der DOSB im Rahmen der Vollversammlung eingeladen hatte. Die Teilnehmerinnen setzten sich dabei mit der konkreten Umsetzung von verbindlichen Regelungen über Gleichstellung in der Führung in den Mitgliedsorganisationen auseinander. Die Daten des aktuellen Gleichstellungsberichtes des DOSB flossen in die Diskussion ebenso ein wie die  kürzlich beschlossene Einführung einer Geschlechterquote im Landessportbund Nordrhein-Westfalen. In drei Workshops setzten sich die Teilnehmerinnen intensiv mit dem Pro und Contra einer Geschlechterquote auseinander und erörterten strategische Schritte und Maßnahmen für verbindliche Vereinbarungen im eigenen Verband. In den Diskussionen wurde deutlich, dass die Frage nach dem „ob?“ solcher Regelungen viel weniger gestellt wird als noch vor einigen Jahren, inzwischen fließt die Energie viel mehr in das „wie?“. „Es geht darum, verbindliche Ziele zu definieren, die überprüfbar sind“, erklärte Petra Tzschoppe, „es müssen aber auch realistische Ziele sein, die den sehr unterschiedlichen Gegebenheiten der Mitgliedsorganisationen Rechnung tragen.“ Sie gab ihrer Erwartung Ausdruck, dass aus dem Fachforum konkrete Schritte in den Mitgliedsorganisationen erfolgen werden.

Der DOSB ist verglichen mit anderen Nonprofit-Organisationen in Deutschland mit seiner satzungsverankerten Geschlechterquote und seinen vielfältigen Maßnahmen bereits gut aufgestellt. Dies wurde im Vortrag von Franziska Paul, Mitarbeiterin im vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderten Forschungsprojekt „Frauen in der Abseitsfalle“, an der Universität Münster deutlich, sie bescheinigte dem DOSB diesbezüglich sogar eine Vorreiterrolle. DOSB-Vizepräsidentin Tzschoppe wirkt im Forschungsbeirat mit. Insgesamt sei für nachhaltige Veränderungen und tatsächliche Beteiligung von Frauen im Top-Management unter anderem eine Personalentwicklungspolitik erforderlich, bei der die Förderung individueller Entwicklungen mit der Weiterentwicklung der Organisation verbunden wird. 

Wie hilfreich auf dem Weg zum Erfolg ein entspannter Umgang mit Fehlern sein kann, verdeutlichte auf höchste unterhaltsame Weise Mona Klare, Führungskräfte-Coach, beim Abendempfang des LSB Niedersachsen. Über die dafür erforderliche Neugier, Offenheit und Kreativität verfügt ganz sicher auch Gabriele Wach, Vizepräsidentin des LSB Niedersachsen, die zur Begrüßung am Abend einen persönlichen Einblick in ihre Karriere im Sport gab. Und es wurde noch einmal die Brücke zur Verleihung des DOSB Gleichstellungspreises am Vorabend an Ulla Koch geschlagen. Es gilt, Vorbilder - ob in den Führungsgremien oder als Trainerin - sichtbar zu machen und damit andere Frauen zu bestärken, sich auch von Widerständen nicht entmutigen zu lassen, sondern so wie Turn-Cheftrainerin Ulla Koch zu sagen: „Doch. Es geht!“

(Quelle: DOSB)


  • Die Vollversammlung stimmt über den Antrag "Änderung der Geschäftsordnung" ab.
    Die Vollversammlung stimmt über den Antrag "Änderung der Geschäftsordnung" ab.
  • Die Delegierten stellen sich zum Gruppenbild. Fotos: DOSB/bewahrediezeit.de
    Die Delegierten stellen sich zum Gruppenbild. Fotos: DOSB/bewahrediezeit.de