Ilse Ridder-Melchers als DOSB-Vizepräsidentin vorgeschlagen

Ilse Ridder-Melchers (Coesfeld) wird von der Vollversammlung des Bundesausschusses Frauen im Sport des Deutschen Sportbundes (DSB) der Findungskommission als Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung im neuen Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vorgeschlagen.

Die 61 Jahre alte frühere Ministerin für Gleichstellung von Frau und Mann des Landes Nordrhein-Westfalen setzte sich bei der Abstimmung während der Vollversammlung in Frankfurt am Main am Samstag, 1. April, mit 192 zu 18 Stimmen gegen die 52 Jahre alte Berlinerin Marion Hornung durch. Ridder-Melchers vertritt im noch amtierenden Präsidium des Deutschen Sportbundes als Vorsitzende des Bundesausschusses die Belange von fast zehn Millionen Frauen und Mädchen im deutschen Sport.

 

Die Vollversammlung verabschiedete einstimmig einen Appell an die Findungskommission, einen ausgewogenen Wahlvorschlag mit qualifizierten Frauen und Männern für das DOSB-Präsidium zu erarbeiten. Die Mitgliedsgruppen wurden aufgefordert, auch Frauen für die von ihnen zu besetzenden Positionen in den Präsidialausschüssen zu benennen. Die bisher bekannt gemachten Vorschläge kommentierte Ilse Ridder-Melchers mit den Worten: „Da sind verdächtig viele Männer auf dem Spielfeld - das passt nicht in unsere Zeit. Frauen, die man gestern noch für präsidial hielt, kann man heute nicht einfach ins Abseits stellen.“

 

Einstimmig angenommen wurde von der Frauen-Vollversammlung der Antrag des Bundesausschusses Frauen im Sport, nach dem die Vollversammlung die Gründung des gemeinsamen Dachverbandes des deutschen Sports (DOSB) und die Entscheidung, sich für die Umsetzung der Gleichstellung von Frauen und Männern im DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen einzusetzen, begrüßt. Die Vollversammlung beantragt weiter, dass das neu gewählte Präsidium des DOSB wegen der umfassenden Aufgabenstellung einen Ausschuss Frauen und Gleichstellung berufen soll. Ebenfalls einstimmig als Entwurf angenommen wurde die Geschäftsordnung der Frauen-Vollversammlung und des Ausschusses Frauen und Gleichstellung im DOSB. Die endgültige Verabschiedung der Geschäftsordnung erfolgt nach der Entscheidung des DOSB-Präsidiums über die Einrichtung des Ausschusses Frauen und Gleichstel-lung im Rahmen der nächsten Frauen-Vollversammlung. Zurückgezogen wurde ein Antrag, in dem gefordert wurde, dass der bestehende Bundes-ausschuss Frauen im Sport bis zur Berufung des im ersten Antrag geforderten Ausschusses „Frauen und Gleichstellung“ weiterarbeiten soll.

 

Große Aufmerksamkeit fand zum Auftakt der Vollversammlung des Bundesausschusses Frauen im Sport das Impulsreferat der Ministerialdi-rigentin in der Abteilung Gleichstellung im Bundesministerium für Fa-milie, Senioren, Frauen und Jugend, Renate Augstein, zum Thema „Frauenrechte sind Menschenrechte: Gleichstellungspolitik der Bundesregierung“. Dabei zeigte sich wieder, dass die Bundesregierung und der Deutsche Sportbund eng zusammenarbeiten und gemeinsam eine klare Linie im Sinne der Geschlechter-Gleichstellungen verfolgen. Renate Augstein sprach davon, dass die Frauenvollversammlung ein „kleines Erntedankfest“ feiern könne, denn immerhin sei es gelungen, zentrale Errungenschaften und Beschlüsse, die im Deutschen Sportbund gefasst wurden, in die Satzung des neuen DOSB einzubringen. Die Vertreterin des Ministeriums nannte in diesem Zusammenhang die Implementierung von Gender Mainstreaming oder die Aufgabe, die gleichberechtigte Teil-habe von Frauen und Männern in allen Organen und Gremien zu fördern. „Ihre Vollversammlung und eine Vizepräsidentin Frauen und Gleichstel-lung sind in der Satzung verankert. Und ich bin sicher, dass das neue DOSB-Präsidium einen Ausschuss Frauen und Gleichstellung einrichten wird“, sagte Renate Augstein weiter und fügte hinzu: „Wir sind da an ihrer Seite.“

 

Die Ministerialdirigentin regte in ihrem Referat auch Veränderungen der Strukturen an, um die satzungs- und strukturbedingten Barrieren beim Zugang ins Ehrenamt und in die ehrenamtlichen Führungspositionen für Frauen abzubauen. Wege könnten hier zum Beispiel eine Beschränkung der Amtsperioden sowie eine stärkere Teilung von Aufgaben im Vor-stand sein. Augstein merkte an, dass die Organisation der Verbandsarbeit oft nicht mehr zeitgemäß sei und die Dreifachbelastung der Frauen mit Beruf, Familie und Ehrenamt sowie die zunehmende Familienorientie-rung junger Väter unberücksichtigt lasse. Renate Augstein: „Auch hier müssen in Zusammenarbeit mit interessierten Verbänden neue und fle-xible Rahmenbedingungen für das Ehrenamt erarbeitet werden, die Frau-en - und künftig auch Männern - die Organisation ehrenamtlicher Tätig-keiten und Teilhabe an Führungspositionen ermöglicht.“

 

Die Repräsentantin des Frauenministeriums begrüßte die Überlegungen der Frauen im Sport, am 8. März 2007 am Internationalen Frauentag im Europäischen Jahr der Chancengleichheit einen bundesweiten Aktionstag zu diesem Thema durchzuführen. Sie dankte auch für die Unterstützung von Ilse Ridder-Melchers, dass im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft das Thema „Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung“ in Deutschland öffentlich thematisiert werden konnte und als Schirmherr der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Dr. Theo Zwanziger, gewonnen werden konnte.

 

Zum Auftakt ihres Referates hatte Renate Augstein für Aufsehen und Stimmung gesorgt, als sie berichtete, auf dem Weg nach Frankfurt am Main habe sie im Radio den Beschluss erfahren, dass im Präsidium des neuen DOSB Frauen die Hälfte aller Plätze einnehmen sollen. Nach Sekunden der Sprachlosigkeit fügte die Bundesbeamtin hinzu: „April, April - leider...“ Doch die eindrucksvoll im Amt bestätigte Ilse Ridder-Melchers gab sich nach der Tagung kämpferisch und schob das Gelächter über den April-Scherz zur Seite: „Wir wollen möglichst bald über 50 Prozent Frauen im DOSB haben, und dies nicht nur bei den Mitgliedern.“

Walter Mirwald
Fotos: DSB