Schwimmkurse sind bei Migrantinnen der Renner

Mit dem Netzwerkprojekt "Bewegung und Gesundheit - Mehr Migrantinnen in den Sport" bringen der DOSB und ausgewählte Mitgliedsorganisationen Migrantinnen und Sportvereine zusammen.

Schwimmen lernen steht bei Migrantinnen hoch im Kurs. Copyright: picture-alliance
Schwimmen lernen steht bei Migrantinnen hoch im Kurs. Copyright: picture-alliance

Das Projekt startete Ende 2008 gemeinsam mit der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), dem Deutschen Ju-Jutsu-Verband, dem Deutsche Turner-Bund, dem Landessportverband Baden-Württemberg und der Sportjugend des Landessportbundes Berlin. Es wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. "Die Verbände beraten die Sportvereine, die mit jeweils drei so genannten Sport plus 'X'-Angeboten Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund für mehr Bewegung begeistern", sagt DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-Melchers. "Die fünf Verbände nehmen mit 20 Sportvereinen teil, die insgesamt 70 kombinierte Kurse anbieten".

DLRG-Vizepräsidentin Ute Vogt bilanziert: "Die Schwimmkurse der DLRG sind bei den Migrantinnen der Renner. Nach zögerlichem Beginn mussten wir für die nächsten Kurse bereits Wartelisten einrichten, so groß war die Nachfrage. In einigen Schwimmkursen üben Frauen aus acht Nationalitäten zusammen und es funktioniert, sie haben Spaß am Schwimmen. Die DLRG Projekte in Waldshut-Tiengen, Grömitz und Wolfsburg erreichen die Frauen in deren Lebenswelt."

Die Kooperationspartner der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft bieten den Frauen neben dem Schwimmen begleitenden Sprachunterricht, medizinische Beratung oder Kurse von Familienzentren. Gut funktionieren auch Frühstückscafes oder 'Frauenpalaver-Runden', sagt Ute Vogt: "Die Frauen können sich dort den Dingen widmen, die ihnen Spaß machen. Wichtig ist es, die Frauen abzuholen und sie auf dem Weg zu etwas Neuem zu begleiten."

Die Sportvereine und Ortsgruppen docken in allen Projekten an bestehende kommunale Netzwerke an, in denen bereits eine Vertrauensbasis besteht. Damit vergrößert der Vereinssport seinen Handlungsradius und geht aktiv auf Migrantinnen zu, anstatt zu erwarten, dass sie von sich aus in den Verein kommen.

"Im nächsten Schritt kommt es darauf an, die positiven Erkenntnisse aus den Projekten nachhaltig in Verbänden und Vereinen zu verankern", bekräftigt Ilse Ridder-Melchers. "Gemeinsam mit Vertreter/-innen aus Verbänden, Sportvereinen und Kooperationspartnern wollen wir diskutieren, welche Wege und Maßnahmen dafür geeignet sind."

Die weiteren Projekte:

Der LSV Baden-Württemberg hat in seinen bisherigen Schwimmkursen weit über 700 Migrantinnen erreicht. Aufgrund der großen Nachfrage müssen hier ebenfalls Wartelisten geführt werden. Die Sportjugend Berlin arbeitet erfolgreich am Kooperationsmodell Schule-Sportverein. Am Rütli-Campus im Berliner Brennpunktviertel Neukölln bspw. kooperieren Schule und Sportverein, indem Sport und Kultur miteinander verbunden werden.

Vernetzt und Ressourcen schonend arbeiten die Vereine im Projekt des Deutschen Turner-Bundes. Die Vereine unterstützen sich sowohl in der Vernetzungsarbeit im kommunalen Umfeld als auch im gemeinsamen Verständnis für die Bedürfnisse der angesprochenen Frauen. Der Deutsche Ju-Jutsu Verband macht gute Erfahrungen zum Beispiel im niedersächsischen 3.200 Seelen-Örtchen Todtglüsingen. Gemeinsam mit Polizei und sozialen Gesundheitsdiensten erhalten Migrantinnen hier neben sportlicher Anleitung auch Hinweise zu Informations- und Anlaufstellen. Sport und praktische Tipps helfen, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit zu gewinnen.


  • Schwimmen lernen steht bei Migrantinnen hoch im Kurs. Copyright: picture-alliance
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