ESV Lok Erfurt e.V. Gleichstellungpreis 2012 /Kategorie: Sportverein

ESV Lok Erfurt e.V.  / Foto: Anja Schnabel
ESV Lok Erfurt e.V. / Foto: Anja Schnabel

Der ESV Lok Erfurt e.V. gründete sich im Jahr 1927 und beherbergt heute neun Abteilungen mit etwas mehr als 1.000 Mitgliedern. Die Abteilung Fußball ist die Mitgliederstärkste. Hier spielte bis 2009 noch kein Mädchen mit. Heute – nur drei Jahre später sind es 48!

Die Erfolge der deutschen Frauen-Fußball-Nationalmannschaft und das Interesse einiger Mädchen am Fußballspielen motivierten den Vereinsvorstand und einen Trainer, die Abteilung Mädchenfußball zu gründen. Und in 2009 nahmen die Fußballerinnen erstmalig am Spielbetrieb der Stadtliga Erfurt in der F- Jungenstaffel teil.

Da es die erste Mädchenmannschaft im Spielbetrieb war, wurden die Mädels teilweise unterschätzt und belächelt. Doch durch großen Teamgeist und zunehmende Erfolge verdienten sie sich Respekt und Anerkennung auch bei den männlichen Gegnern. Der Prozess der Gleichstellung zwischen Jungen und Mädchen im Nachwuchsfußball war hiermit angestoßen. Und mit der Zeit wurde er bei Trainern und Jungenmannschaften auch in den gegnerischen Vereinen verinnerlicht.

Auch im eigenen Verein hatten die Mädchen anfangs einen schweren Stand. Gemeinsam mit Trainern und engagierten Eltern mussten sie um ihre gleichberechtigte Teilhabe kämpfen. Durch Gespräche und gemeinsame Aktivitäten, bei denen auch die Eltern und die Vereinsverantwortlichen anwesend waren, konnten Vorurteile abgebaut werden. Inzwischen ist der Verein ESV Lok Erfurt sehr stolz auf die Leistungen seiner Fußballmädchen.

Seit September diesen Jahres nehmen die 16 Fußballerinnen nun schon das dritte Jahr am regelmäßigen Spielbetrieb der Kreisoberliga Erfurt/Sömmerda teil. Die Mädchen haben sich durch ihr positives und faires Spielen im Thüringer Fußballgeschehen und darüber hinaus etabliert und erreichten den Landesmeistertitel der

E-Juniorinnen Thüringen, ein Mädchen wurde „Beste Torschützin Thüringen“ 2012 und vor einigen Wochen belegten die Mädchen im Bundesfinale der Fair-Play-Soccer-Tour einen 3. Platz.

Dieser Verein zeigt, wie Gleichstellung und Chancengleichheit im Sportverein - speziell auch in einer Fußball-Abteilung – umgesetzt werden kann. Das engagierte und stets motivierende Training des Trainers Michael Rieger sowie die Unterstützung des Vereinsvorstandes spielten hierbei eine große Rolle.

Heute steht die ganze Fußball-Abteilung hinter den Mädchen. So konnte zum Beispiel in enger Zusammenarbeit und mit Unterstützung einiger Eltern Sommercamps, ein Wintertrainingslager und eine Reise nach Berlin organisiert werden. Diese Erlebnisse haben die Mädchen noch stärker als Team zusammen geschweißt.

Dem Vereinsvorstand und dem Trainer war es von Beginn an wichtig, allen Mädchen die gleichen Chancen einzuräumen und keine Benachteiligung beispielsweise aufgrund der sozialen Herkunft entstehen zu lassen. Und so wurde die Gruppe der Mädchen zu einem Team, das gleichzeitig soziale Werte wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Fairplay, Hilfsbereitschaft und Freundschaft lebt.

Angespornt durch die individuellen sportlichen Erfolge und durch die Gruppenerlebnisse gelang es sogar einigen Mädchen, diese Sporterfahrungen in die Schule zu übertragen und auch dort bessere Leistungen zu erlangen.

 


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