Tandem befördert den Gender-Prozess

Seit zehn Jahren qualifiziert der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) junge Frauen für Spitzenämter im Sport und Beruf.

Der adh qualifiziert Frauen für Führungspositionen im Sport. Foto: LSB NRW
Der adh qualifiziert Frauen für Führungspositionen im Sport. Foto: LSB NRW

Das gelbe Tandem mit vier Pedalen ist augenfällig. Beide Partner sitzen nicht hintereinander sondern nebeneinander. Egal wer Pilot oder Beifahrerin ist: das Zweirad signalisiert Gleichklang und Partnerschaft. Der eine bewegt ohne die andere nichts – beide zusammen jedoch viel.

Im „Tandem  zur Führungsposition“, dieses Projekt  des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) qualifiziert seit zehn Jahren junge Frauen für Spitzenämter im Sport und Beruf. Seit 2003 organisiert der adh in Dieburg das national und international preisgekrönte Mentoring-Projekt. Es dient der Personalentwicklung, fördert und qualifiziert junge Frauen im Hochschulsport und Sport. Damit soll deren Hemmschwelle zur Übernahme von Leitungsaufgaben gesenkt werden. In der fünften Runde 2013/14 gingen Ende Oktober wieder acht Tandems an den Start.

Das „Tandem“ dient dazu, den Anteil weiblicher Führungskräfte zu erhöhen – im Hochschulsport wie in der Sportorganisation. In Darmstadt feierte es am 11./12. Oktober 2013 zehnten Geburtstag. Wieder begann ein Seminar, das acht Tandems auf die Reise schickte. adh-Vorstandsmitglied Roland Joachim (Darmstadt): „Das ist ein berufliches Sprungbrett. Es gibt etliche, die im Berufsleben Fuss gefasst haben.“

"Gut Investiertes Geld"

Die Idee stammt vom damaligen adh-Vorstandsmitglied, Britt Dahmen (Köln). Die Deutsche Sportjugend und das Bundesfamilien-Ministerium leisten finanzielle Unterstützung. adh-Finanzchef Joachim: „Das ist wirklich gut investiertes Geld.“ Inzwischen erhielt die Initiative Preise. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Studierenden-Weltverband (FISU) prämierten es als nachhaltig und wegweisend im Gender-Prozess.

 Auch Fachverbände (Fechter-Bund) gehen inzwischen diesen Weg, um die „Ressource Frau “ im Sport besser einzubinden, aufzuwerten und Führungspersonal zu rekrutieren. Frauen sind in Gremien des adh, in Hochschulsport-Einrichtungen sowie in Entscheidungs- und Führungspositionen des organisierten Sports chronisch unterrepräsentiert.

Bei der Mitgliederversammlung des DOSB in Wiesbaden am 7. Dezember sank die Delegierten-Quote der Frauen auf knapp 28 Prozent. 19 olympische Spitzenverbände haben derzeit keine Frau im Vorstand. Zahlen, die den Genderprozess (Gleichstellung) nicht eben voranbringen.

Innovativer und zielführender Weg

Tandem weist einen innovativen und zielführenden Weg. Netzwerke, Kontakte und Praktika entwickeln zwischen Studentinnen sowie alten Hasen im Berufsleben, darum geht es. Studentinnen sollen Kontakt zur Arbeitswelt finden, und sich praxisnah darauf vorbereiten.

Mentorinnen und Mentoren – Fachleute aus dem organisierten und dem Hochschulsport – geben Hilfestellungen. Zielgruppe sind Sportstudentinnen, Sportreferentinnen sowie junge Mitarbeiterin-nen der Hochschulen, die an einem beruflichen Ein- und Aufstieg Interesse finden. Grundsätzlich werden „Lehrmeister“ gezielt für die jeweiligen Interessen und Bedürfnisse der „Mentees“ gesucht. Für beide Seiten besteht die Möglichkeit, eigene Partner einzubringen.

Roland Joachim: „Das ist ein Zwei-Jahres-Projekt.“ Kern der freiwilligen, unbezahlten Zusammenarbeit ist das Zusammenspiel der Tandems: einer erfahrenen Führungskraft und einer Nachwuchskraft. Die Partner auf Zeit unterwerfen sich Zielvereinbarungen. Da die Ziele von den Tandems selbst definiert werden, bietet das Projekt Gestaltungsmöglichkeiten und Arbeitsschwerpunkte. Ein Seminar- und Workshop-Programm greift Themen auf, die für Führungskräfte im Sport  wertvoll und wichtig sind und dem gegenseitigen Austausch dienen.

In den ersten zehn Jahren haben alle bisher begleiteten drei Dutzend Frauen von der Schulung profitiert: Sie sind im Berufsleben angekommen, übernahmen zum Teil verantwortungsvolle Aufgaben im Sport und anderen Branchen. Damit ist Tandem für sie nicht Geschichte. Weiter nutzen sie das wachsende Netzwerk. Zum Austausch über Karriere-, Lebens- oder Familienplanung mit Gleichgesinnten.

Mentoren sind Fachleute aus dem Sport

Ein Beispiel: Julia Beranek, deren  Mentorin Karin Fehres war, die frühere Generalsekretärin des adh und Leiterin des Sportamtes Stadt Frankfurt, heute Direktorin Sportentwicklung beim DOSB in Frankfurt, bilanzierte ihre Coaching-Zeit: „Mit Tandem habe ich einen guten Einstieg ins Berufsleben gefunden und es war toll, dass ich mich mit meiner Mentorin und den anderen Mentees über aktuelle Fragen austauschen konnte und Hilfestellung bei schwierigen Entscheidungen bekommen habe. Außerdem habe ich in den begleitenden Seminaren viel für die Berufspraxis gelernt.“ Julia Beranek brachte es zur Öffentlichkeitsreferentin beim adh in Dieburg.

Unter den Mentoren waren und sind Fachleute wie Heiner Henze (Egelsbach), der langjährige Generalsekretär des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK). Auch Till Lufft, früher Generalsekretär des adh sowie des Europäischen Leichtathletik-Verbandes, brachte schon Erfahrungen und Fachwissen ein. Lufft: „Ich halte die Idee für ganz hervorragend. Und man wird ja als Trainer auch nicht unbedingt dümmer.“ Im adh-Modell sieht einen wertvollen und wichtigen Entwicklungsbaustein: „Das erweitert für die Verbände sicherlich den Horizont – und das Personaltableau.“

Der adh betreibt seit den achtziger Jahren aktive Frauenpolitik. Basis für die gezielte Förderung im Hochschulsport bildet der Frauenförderplan, der den Weg zur Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ebnen hilft.                                   

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 4/Hans-Peter Seubert)


  • Der adh qualifiziert Frauen für Führungspositionen im Sport. Foto: LSB NRW
    Der adh qualifiziert Frauen für Führungspositionen im Sport. Foto: LSB NRW