Ziele und Strategien festgelegt

Mehr als 30 Frauenvertreterinnen aus ganz Bayern kamen in Ingolstadt zur Fortbildung zusammen.

BLSV-Präsident Jörg Ammon und Kloty Schmöller
BLSV-Präsident Jörg Ammon und Kloty Schmöller

Was wollen wir im Frauenbeirat in fünf Jahren erreicht haben? Diese Frage war ein Schwerpunkt auf der Tagesordnung des BLSV-Verbandsfrauenbeirates bei der diesjährigen Frühjahrsfortbildung. Am Rande der BLSV-Baumesse im Audi-Sportpark in Ingolstadt trafen sich über 30 Frauenvertreterinnen aus den Kreisen und Bezirken, um Antworten auf diese Frage zu finden.

Ziele formuliert

Mit Prof. Dr. Tom Apitzsch von der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning hatten sich die Damen professionelle Unterstützung und Moderation geholt. Im Sinne eines World Cafés sammelten die Sportfrauen in arbeitsteiliger Gruppenarbeit erste Impulse und stellten die Ergebnisse im Anschluss dem gesamten Plenum vor. „Wir wollen dieses Ziele SMART machen“, erklärte Prof. Apitzsch, „also konkret, realisierbar und messbar machen“.

So formulierten die Sportfrauen Ziele wie die bessere Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt, wünschten sich mehr Trainerinnen und Übungsleiterinnen, einen hälftigen Frauenanteil in allen Gremien, mehr Vereinsangebote für Frauen oder mehr Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung. Eine hauptamtliche Unterstützung für Frauen im Sport fänden die Damen genauso notwendig wie bessere Vernetzung mit anderen Gremien und Institutionen oder mehr Frauen in den obersten Führungsebenen.

Als nächstes ging es an eine Anspruchsgruppenanalyse. Für die unterschiedlichen Zielgruppen Frauen, Familien und Ältere füllten die Lehrgangsteilnehmerinnen eine sogenannte Event-Box mit insgesamt acht Feldern: Zunächst wurden bisherige/s Einstellung/Verhalten, Bedürfnisse, Aufwand und Erwartung verdeutlicht, danach Zufriedenheit, Produktnutzen, Lösungen/Mehrwerte, neue/s Verhalten/Einstellung beleuchtet. Letztlich mündete die Analyse darin, die gefundenen Komponenten den Geschäftsfeldern des BLSV zuzuordnen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Ältere und Familien im Fokus 

Die Sportdamen nahmen beispielsweise – als Bestandteil des neuen Ausschusses Frauen, Familie, Ältere, Fitness & Gesundheit – die Zielgruppe der Älteren in den Fokus. Senioren hätten sicherlich das Bedürfnis nach einem qualifizierten und empathischen Übungsleiter, nach verkehrsgünstig gelegenen Sportstätten, nach differenzierten Bewegungsangeboten und sozialen Kontakten. Bisher hatten die Älteren vielleicht eine gewisse Schwellenangst oder schuldeten es der Bequemlichkeit, sich sportlich zu betätigen. Was die Älteren „mitbringen“ müssen, ist von vorneherein natürlich die Überwindung, den ersten Schritt Richtung Sport zu machen, sowie der Zeit- und Geldfaktor. Sie erwarten dafür – nach Meinung der Sportfrauen – neben Steigerung der körperlichen Fitness ein Angebot über den reinen Sport hinaus, also auch Freizeit- und Kulturaspekte und neue soziale Kontakte. Mit dem sich daraus ergebenen Zugehörigkeits- und Wohlfühlfaktor innerhalb einer funktionierenden Sportgruppe erleben Ältere folglich ein positives Gemeinschaftsgefühl, lassen sich von der Gruppendynamik mitziehen, fühlen mehr Selbstvertrauen und bewahren sich vor Vereinsamung. Der Sportverein könnte als Anreiz für Ältere zum Beispiel gestaffelte Mitgliedsbeiträge als auch altersspezifische und entsprechend titulierte Kursangebote anbieten. So würde für alle eine Win-Win-Situation entstehen.

Was muss der BLSV dafür tun? Im Geschäftsfeld Bildung & Qualifizierung könnten Lizenzformen für Ältere konzeptioniert, ebenso wie Schulungen für Übungsleiter und Betreuer mit besonderem Blick auf die Zielgruppe Senioren angeboten werden. Das Geschäftsfeld Service & Beratung könnte unterstützend bei der Vernetzung mit Trägern der Seniorenarbeit tätig werden und das Geschäftsfeld Öffentliche Mittel könnte finanzielle Förderung für seniorengerechte Sportstätten andenken.

Ebenso im Blickpunkt der Fortbildung stand die für den BLSV neue Zielgruppe der Familie. Für die Geschäftsbereiche Bildung & Qualifizierung, Service & Beratung sowie Öffentliche Mittel muss diese Zielgruppe erst neu aufgestellt werden, bisher lag die Familie als solches nicht im Blick des Sportverbandes. Die Sportfrauen beschäftigten sich im Rahmen der Gruppenanalyse auch ausführlich hiermit. So sei es eine neue Herausforderung, adäquate, generations- und geschlechterübergreifende Vereinsangebote für Frauen, Männer und Kinder gleichzeitig anzubieten. Eine Möglichkeit hierfür könnten besonders zugeschnittene Gesundheitskurse oder Aktionstage sein.

Lob vom Präsidenten

Die Frauenbeiratsvorsitzende Kloty Schmöller konnte auch bei dieser Fortbildung den BLSV-Präsidenten willkommen heißen. „Ich glaube, es hat noch keine Veranstaltung des Frauenbeirates gegeben, wo unser Präsident nicht unser Gast war“, begrüßte sie Jörg Ammon, der es sich nicht nehmen ließ, die Sportfrauen zu besuchen. „Es ist selten im Verband, dass sich jemand so intensiv mit Themen beschäftigt wie das Frauengremium“, sprach er den Damen ein großes Lob aus. Das sei ihm wichtig. Ammon betonte: „Wir brauchen wesentlich mehr Frauen im Verband, das tut dem Verband gut.“ Frauen brächten einen anderen – eigenen – Blickwinkel ein.

Mehr an die Öffentlichkeit 

Frauen in der Öffentlichkeit mehr in den Fokus zu rücken und „sichtbar“ zu machen, wird ein weiteres Hauptaugenmerk des BLSV-Frauenbeirates werden. So ist geplant, sowohl in den digitalen Medien als auch im bayernsport kontinuierlich engagierte Sportfrauen im Portrait vorzustellen. „Da wird der sportliche Werdegang genauso gezeigt wie die Vielfalt und das hohe Engagement der ehrenamtlichen Tätigkeit, die Frauen oft im Stillen leisten“, erläuterte Elke Baumgärtner, Vorstandmitglied des BLSV-Frauenbeirates. „Wir Frauen stellen unser Licht vielmals und zu Unrecht unter den Scheffel.“

Ebenso an die Öffentlichkeit will der Frauenbeirat mit dem brisanten Thema Prävention sexualisierter Gewalt. Im Rahmen einer Klausurtagung der Vorstandsdamen wurde der Umgang damit als Jahresthema für 2019 gewählt. Tanja Stöhr, Fachverbandsvertreterin Ju-Jutsu im Frauenvorstand, stellte sich als kompetente Referentin zur Verfügung. „Mit dieser Thematik greifen wir Hochaktuelles auf. Wir bieten den Bezirken, Kreisen und Fachverbänden unser Wissen an. Wir wollen damit raus an die Basis und dort sensibilisieren, die Wachsamkeit schulen, Tipps zur Vermeidung geben, Hilfen und Wege aufzeigen“, führte Kloty Schmöller, Präsidiumsmitglied und Vorsitzende des BLSV-Frauenbeirates, aus.

Viele Aktivitäten 

Informativ war auch der Austausch über die Aktivitäten der Frauenarbeit in den Bezirken. So ist beispielsweise in Oberfranken der neu geschaffene Sport- und Gesundheitstag ein mittlerweile fest integrierter Bestandteil der Übungsleiterfortbildung, in Schwaben gibt es große Aktionstage mit bis zu 16 Arbeitskreisen und 120 Teilnehmern, in allen sieben Bezirken werden jährliche Arbeitstagungen aller Kreisfrauen durchgeführt.

Fest in Frauenhand sind des Weiteren in allen Sportbezirken regelmäßige Lizenzverlängerungslehrgänge, die mit 5, 8 oder 15 Unterrichtseinheiten passgenau auf die Wünsche und Bedürfnisse der Übungsleiterinnen zugeschnitten werden. Gerne bieten die Funktionärinnen an der Basis ihre Fortbildungen auch generationenübergreifend für Ältere an. Erfreulicherweise – und darauf können die Damen wirklich stolz sein – sind die Fortbildungen größtenteils bis auf den letzten Platz ausgebucht. Das bestätigt wiederum den guten Griff der Sportfrauen bei der Themen- und Referentenauswahl.

Aus den Sportfachverbänden berichteten deren Frauenvertreterinnen beispielsweise über die Entwicklung neuer Spielformen beim Fußballverband, eine Strukturreform zur Stärkung des Leistungssports beim Badminton, einen sogenannten Parcours für Mitgliedergewinnung beim Handballverband oder ein Schulprojekt des Squashverbandes mit 200 Schülerinnen und Schülern.

Mit klaren Zielen, konkreten Aufgabenstellungen und neuer Motivation im Gepäck reisten die Damen um ihre Vorsitzende Kloty Schmöller nach Hause, um mit neuem Elan ihre erfolgreiche Arbeit an der Basis fortzuführen.


  • BLSV-Präsident Jörg Ammon und Kloty Schmöller
    BLSV-Präsident Jörg Ammon und Kloty Schmöller