2009 stehen die Frauen beim DOSB im Mittelpunkt und feiern sich und ihre Rechte

Wir befinden uns im „Jahr der Frauen im Sport“: Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, hat es letzte Woche beim Neujahrsempfang in Frankfurt am Main unter dem Motto „Frauen gewinnen“ ausgerufen.

Nun sollen mit vielen Aktionen  wie dem Verbandswettbewerb „Frauen an die Spitze“, den FrauenSportWochen oder einem Führungstalente-Camp nicht nur mehr Mädchen und Frauen für das aktive Sporttreiben gewonnen werden. Sie sollen überdies auch animiert werden, sich mehr für Führungsämter zu interessieren und auf den Führungsetagen einzuklinken. 

Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass Frauen ausgerechnet in dem Jahr beim DOSB in den Mittelpunkt rücken, in dem sie ein entscheidendes Ereignis vor 90 Jahren einen Schritt der Gleichberechtigung näher brachte: Am 19. Januar 1919 durften sie zum ersten Mal im deutschen Reich wählen. Bis es so weit war und die Sozialdemokratin Marie Juchacz als erste Frau in einem deutschen Parlament 382 männliche und 41 weibliche Abgeordnete mit „Meine Damen und Herren“ begrüßen konnte, demonstrierten Frauenrechtlerinnen nicht nur weltweit, sondern griffen auch manchmal zu radikalen Mitteln: Emanzipation war das Zauberwort, das Frauen gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehr und mehr elektrisierte – Rebellion war angesagt. Ob in Politik, Wissenschaft, Literatur oder Musik: Frauen drängten  hinaus und hinein in das von Männern dominierte Leben. Und ganz vorne mit dabei waren sportliche Gipfelstürmerinnen, die sich gegen Rechtlosigkeit und die inhumanen Verhältnisse wehrten, die schon 1847 Mathilde Franziska Anneke in ihrer Schrift „Das Weib in Conflict mit den sozialen Verhältnissen“ beschrieben hatte.

Nun haben sich die Frauen auch im Sport – in historisch gesehen relativ kurzer Zeit – trotz vieler Hindernisse ihre Rechte erkämpft, wenn auch zur wirklichen Gleichberechtigung und Machtteil-habe (diversity) noch einiges fehlt. Zu wenige Frauen in den Führungsämtern beklagt die DOSB-Vizepräsidentin Frauen Ilse Ridder-Melchers seit Jahren. Mit dem „speziellen“ Jahr will sie den Frauen „Mut machen“ mitzumischen. Unterstützung hat sie: Der DOSB-Präsident und Bundes-kanzlerin Angela Merkel führen die Liste der prominenten Unterstützerinnen an, zu denen neben den Bundesministerinnen Ursula von der Leyen, Ulla Schmidt, Annette Schavan und Brigitte Zypries auch Athletinnen wie Kati Wilhelm oder Steffi Jones gehören.

Am Jahresende sollten es vor allem mehr männliche Unterstützer sein, die  überzeugt wurden, dass ohne Frauen im Sport manches gut, aber mit ihnen vieles besser läuft. Sportvereine ohne Frauen? Undenkbar: Ob im sozialen oder sportlichen Bereich – sie stehen als Übungsleiterin, Betreuerin, Festkomitee oder Seelentrösterin ihre Frau. Als Präsidentinnen von Verbänden und Vereinen haben sie bewiesen, dass sie nicht nur Führungsqualitäten, sondern auch Organi-sationstalent haben und auch Wirtschaftsmanagement bestens verstehen. Nur – manche Männer, aber auch Geschlechtsgenossinnen wollen das oft nicht wahrhaben. So sollten sie nun Ämter-vergabe und Wahlen unter dem Motto sehen, der ja auch im sportlichen Wettbewerb gilt: „Der/die Beste möge gewinnen.“ Was in gewisser Weise dann eine Profitmaximierung für den organisierten Sport wäre.

Dass sie in der sportlichen Praxis mithalten können, brauchen die Frauen nicht mehr beweisen: Die Männerdomänen sind erobert – ob Fußball oder Eishockey, Boxen oder Bobfahren, Gewicht-heben oder Biathlon – der Erfolg ist weiblich, und auch die Zukunft ist nicht nur für den Deutschen Fußball-Bund weiblich, wie dessen Präsident Theo Zwanziger feststellte. Aber nicht alle sehen das so. Im April wird sich ein kanadisches Gericht mit der Klage von Skispringerinnen beschäft-igen: Diese haben das Organisationskomitee der Olympischen Spiele in Vancouver verklagt, weil kein Frauenwettbewerb im Programm ist. Der Anwalt der Klägerinnen sieht darin einen Verstoß gegen die kanadischen Gleichstellungsrechte. Wie auch immer, die Frauen haben schon wieder einen weiteren Sprung in Richtung Gleichberechtigung geschafft: Im Februar springen sie zum ersten Mal um WM-Medaillen: Bei den Weltmeisterschaften im tschechischen Liberec fliegen auch sie über den Schanzentisch.

Der DSB-Slogan „Sport für alle“ ist in diesem besonderen Jahr eine besondere Verpflichtung und sollte zu der Einsicht führen, dass gemeinsam alles besser geht und stark macht. Wer da Zweifel hat, der sollte mal Charles Darwins Evolutionstheorie nachlesen: Zufällig befinden wir uns auch in seinem Jubiläumsjahr.