Waltraud Nüßer ist die neue Preisträgerin des „Lu-Röder-Preises 2007“ In Darmstadt haben der Präsident des Landessportbundes Hessen (lsb h), Dr. Rolf Müller, und die Vorsitzende des Landesauschusses „Frauen im Sport“, Barbara Aff, diesen Preis an die Frauenbeauftragte des Hessischen Fechterverbandes verliehen. Der Preis ist mit einem Preisgeld von 1.500 Euro dotiert. Er wird vom lsb h seit 1988 verliehen und würdigt alljährlich Frauen, die sich in engagierter Art und Weise für die Belange von Frauen im Sport einsetzen.
Im Sportzentrum der SG Arheilgen konnte lsb h-Präsident Rolf Müller zahlreiche Gäste und Wegbegleiter der neuen Preisträgerin begrüßen. So die Ehrenpräsidentin des Deutschen Fechterbundes, Erica Dienstl, DFB-Vizepräsidentin Margit Budde, den Präsidenten des Hessischen Fechterverbandes, Norbert Kühn, HFV-Ehrenpräsident Hans H. Hubert, den Präsidenten des Hessischen und Internationalen Verbandes für Modernen Fünfkampf, Dr. h.c. Klaus Schormann und den Ehrenvorsitzenden des Sportkreises Darmstadt, Prof. Horst Blechschmidt. Sie alle waren gekommen, um einer Frau die Ehre zu erweisen, die sich im Sinne von Gender Mainstreaming mit ihrem Einsatz für die Qualifizierung von Frauen und Männern zur Übernahme von Führungspositionen im Verband und Verein einen Namen gemacht hat.
Die neue Lu-Röder-Preisträgerin übernahm 2005 quasi „auf Zuruf“ das Amt der Frauenbeauftragten des Hessischen Fechterverbandes. Sie selbst war wegen eines andern Termins nicht vor Ort beim Fechtertag in Gelnhausen, wurde dort aber von einem der Delegierten für dieses Amt vorgeschlagen. Ein Anruf der damaligen Präsidentin aus der Versammlung heraus genügte – Waltraud Nüßer nahm das Amt an. „Wenn ich schon andere zur Übernahme von Verantwortung im Verband animiere, dann muss ich natürlich auch selbst dazu stehen“, so Nüßer, die auch in ihrem Verein, dem Darmstädter Fecht-Club von 1890 im Vorstand mitarbeitet. „Da gab es vorher nur Männer. Ein Zustand, den ich unbedingt beenden wollte!“
Ansporn für die in Goslar gebürtige Fechterin, die 2000 „der Liebe wegen“ nach Hessen kam, bildet ein Projekt, das sie für den Deutschen Fechter-Bund (DFB) zusammen mit der DFB-Vizepräsidentin Margit Budde von 2002 bis 2004 maßgeblich betreute. „Frauen an die Spitze – Gemeinsam an die Spitze“ – so der Titel des Projekts, an dem 38 Frauen und Männer teilnahmen. „Also ganz in der Linie des erstrebten ‚Gender Mainstreaming’“, betont Waltraud Nüßer. Über zwei Jahre hinweg wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im nordhessischen Bad Wildungen in Workshops mit den unterschiedlichsten Themen vertraut gemacht, die sie auf die Übernahme von Funktionen im Verband oder bei Vereinen vorbereiteten. „Das hat sehr viel Freude gemacht“ unterstreicht Waltraud Nüßer, die sich im Vorfeld beim Bundesfamilienministerium für die Finanzierung des Projektes stark gemacht hatte. Nicht ohne Stolz verweist Nüßer darauf, dass nach Ablauf des Projektes sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine ehrenamtliche Tätigkeit in Vereinen und Verbänden aufgenommen haben.
Als „Glücksgriff“ bezeichnete denn auch Margit Budde, die die Glückwünsche des DFB-Präsidiums überbrachte, die Preisträgerin. „Frauen müssen sich mal trauen. Waltraud Nüßer hat sich getraut“, so Budde, die überzeugt ist, dass Waltraud Nüßers Temperament und Engagement nicht nachlassen wird.
In Bonn hat Waltraud Nüßer 1965 übrigens mit dem Fechtsport begonnen, beim Godesberger Turnverein. Noch heute schlägt die Lu-Röder-Preisträgerin eine „Scharfe Klinge“, nahm im vergangen Jahr an der Senioren-WM in Australien teil und war mit der Mannschaft des Darmstädter Fecht-Clubs 2001 Deutscher Mannschaftsmeister der Senioren.
„Ich bin eine streitbare Frau“, so die Selbsteinschätzung Waltraud Nüßers, die aber Gender Mainstreaming nicht als ideologischen Geschlechterkrieg zwischen Mann und Frau sieht. „Ich versuche immer über Gespräche zu motivieren“ macht sie deutlich. Ob in ihrem nach wie vor „Männer dominierten“ Vereinsvorstand, wo sie mittlerweile neben dem Amt der Schriftführerin auch das der Frauenbeauftragten! übernommen hat oder an der Vereinsbasis, wenn sie vor und nach dem eigenen Training immer das Gespräch mit den Vereinsmitgliedern sucht. Besonders die Jugendlichen dürfen sich dabei ihrer Fürsorge und Hilfestellung gewiss sein, denn die „sind unsere Zukunft!“
Wie Waltraud Nüßer jetzt das mit der Verleihung des „Lu-Röder-Preises 2007“ verbundene Preisgeld einsetzen will, verrät sie noch nicht. „Ich habe da eine bestimmt Idee, die ist aber noch nicht spruchreif!“ Hessens Fechterfamilie darf gespannt sein.
Werner Hinz