Geschlechtergleichstellung: Mehr als binär

Zum internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (IDAHOBIT) 2023 kommentiert Sabrina Huber, Referentin Geschlechtergleichstellung im DOSB.

Gleichberechtigten Teilhabe muss im Sport selbstverständlich sein. Foto: picture-alliance
Gleichberechtigten Teilhabe muss im Sport selbstverständlich sein. Foto: picture-alliance

Die erste Assoziation mit Geschlechtergleichstellung ist häufig binär geprägt, Frau und Mann bestimmen das Bild. Dass Geschlechtergleichstellung so viel mehr ist, wird erst bei genauerem Hinsehen und Zuhören deutlich.

Ausgehend von der Norm Mann/Frau strukturieren und organisieren sich zahlreiche Gesellschaftsbereiche in ein binäres Geschlechtersystem, auch der Sport. Doch was ist mit den Menschen, die sich den Kategorien männlich/weiblich nicht zuordnen können oder wollen? Was ist mit den Menschen, deren geschlechtliche Identität nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht übereinstimmt?

Antworten auf diese Fragen zu finden, ist nicht leicht, insbesondere im Sport, doch sollte es nicht davon abhalten, unterschiedliche Formen einer gleichberechtigten Teilhabe zu suchen und auszuprobieren. Dass es Möglichkeiten und Wege gibt, zeigen uns Verbände wie der Deutsche Hockey-Bund oder der Deutsche Fußball-Bund ebenso Vereine wie z.B. Seitenwechsel e.V., ein Sportverein für FrauenLesbenTrans*Inter* und Mädchen.

Themen der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt im Sport wurden auch von der Bundesregierung als relevantes Handlungsfeld erkannt und mit in den Aktionsplan „Queer leben“ aufgenommen. Der DOSB ist u.a. neben der dsj Teil der dazugehörigen Arbeitsgruppe Sport und bringt seine Expertise aus dem organisierten Sport mit ein. Denn es ist klar, dass der Sport Wege finden muss, Menschen die derzeit noch ausgeschlossen und diskriminiert werden, eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen.

Daher ist ein Format wie die BundesNetzwerkTagung des queeren Sports (BuNT) von elementarer Bedeutung, bringt diese doch unterschiedliche Stakeholder*innen zusammen, sensibilisiert und informiert hinsichtlich queerer Belange im Sport und zeigt auf niedrigschwellige Art und Weise, wie Lösungen aussehen könnten.

Geschlechtergleichstellung hört aber nicht bei den Dimensionen Geschlecht und geschlechtliche/sexuelle Identität auf, nein, vielmehr fängt sie da erst an. Allumfassende und zielorientierte Geschlechtergleichstellung kann nur dann gelingen, wenn wir die unterschiedlichen Lebensrealitäten aller Menschen mitberücksichtigen und bedenken, dass Menschen Erfahrungen machen, die andere nicht machen können. Eine schwarze Frau macht andere Erfahrungen als ein schwuler Mann im Rollstuhl, als eine kopftuchtragende trans* Frau, als eine non-binäre Person mit Down-Syndrom als eine Frau mit Fluchterfahrung.

Alle haben gemein, dass sie ein Geschlecht sowie eine geschlechtliche und sexuelle Identität haben, darüber hinaus aber weitere Diversitätsmerkmale in sich vereinen, die sich auf das Erleben von und in Situationen auswirken - Auch und gerade im Sport.

(Autorin: Sabrina Huber, Referentin Geschlechtergleichstellung im DOSB)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


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    Regenbogenflagge liegt auf Rasen Foto: picture-alliance