Frauen fordern weltweit mehr Anteil an Führungspositionen im Sport

„Es gibt weltweit nicht genug Frauen in den Führungspositionen des Sports. Das 21. Jahrhundert muss das Jahrhundert der Frauen werden. Die Welt beobachtet uns, die Frauen im Sport warten auf dieses Ergebnis.“

Das waren die Worte von Adolf Ogi, Sonderberater für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden der Vereinten Nationen, zu Beginn des Internationalen Gipfeltreffens „Sozialer Wandel durch Frauen in Führungspositionen des Sports“ in Atlanta. Er überbrachte die Grüße des UN-Generalsekretärs Kofi Annan, der, wie Ogi zitierte, den Sport als universelle Sprache, in der sich alle verständigen können, bezeichnet, wobei er optimistisch in die Zukunft schaut und der Überzeugung ist, dass wir in zwanzig Jahren auf Grund der Initiativen im Sport eine friedlichere Welt haben werden. Ogi selbst bezeichnet den Sport als „die beste Schule des Lebens“.

 

In der Resolution der UN-Generalversammlung, die 2005 zum „Internationalen Jahr des Sports und der Leibeserziehung“ erklärt hatte, wurden die Regierungen aufgefordert, Veranstaltungen zu organisieren sowie Initiativen zu starten, die ihr Engagement für Frieden und Entwicklung deutlich machen und die die Rolle des Sports für das Erreichen der „Millennium Development Goals“ hervorheben. Dr. Betty Siegel, seit 1981 Präsidentin der Kennesaw State University in Atlanta, begrüßte im Cobb Galleria Centre in Atlanta mehr als 200 Frauen aus z.B. Botswana, China, Korea, Pakistan. Insgesamt fast 40 Nationen waren auf dem UN-Gipfel zur Rolle von Frauen in Führungsfunktionen des Sports vertreten. Für den Deutschen Sportbund nahm Ingeborg Sieling, stellvertretende Vorsitzende des Bundesausschusses „Frauen im Sport“, teil.

 

 

"Frauen an die Spitze" ein Projekt von FU Berlin, DSB, NOK und "Frauen im Sport"

Das Treffen in den USA war die einzige, durch die UN unterstützte Konferenz für die Bedeutung von Frauen im Sport zur Förderung von sozialen Veränderungen in der Gesellschaft. Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Berlin, Präsidentin des Weltrates für Sportwissenschaften und Leibes-/Körpererziehung, war eine der Hauptreferentinnen der Konferenz. Sie präsentierte aktuelle Analysen zur Situation von Frauen in Führungspositionen im Sport und praxisorientierte Ansätze zur Gewinnung von Frauen und stellte dabei besonders auch die Begriffe „Gender Equity/Equality and Empowerment“ heraus. Dies war ein prägnantes Einstiegsreferat zu Beginn der Veranstaltung, in dem auch das gemeinsame Projekt der FU Berlin und des DSB in Kooperation mit dem Bundesausschuss „Frauen im Sport“ und des NOK - „Frauen an die Spitze“ - vorgestellt wurde.

 

41% Mädchen und Frauen bei den Olympischen Spielen in Athen

In den sich anschließenden Workshops stellten u.a. K. Fasting (Norwegen) und N. Knorre (Tschechische Republik) das gemeinsame Projekt „Frauen im Sport in der Tschechischen Republik“ vor. Dass Sportjournalistinnen auf der ganzen Welt in der Minderzahl sind, wurde in einer Podiumsdiskussion u.a. mit Journalistinnen des Senders CNN deutlich. 80 % der Sportinformationen werden von Männern für Männer gemacht, so ist es durchaus schwierig, Sportlerinnen per Bild und Text zu vermarkten. Als Erica Terpstra, heute Präsidentin des NOC/NSF der Niederlande, und ebenfalls Teilnehmerin der Konferenz, 1960 in Rom an den Olympischen Spielen teilnahm, waren 11 % der Aktiven weiblich, 1996 in Atlanta waren es bereits 34 %, und 8 Jahre später in Athen nahmen 41 % Mädchen und Frauen an den Olympischen Spielen teil.

 

Auf Grund dieser Zahlen fordern die Sportlerinnen weltweit mehr Anteil an den Führungsfunktionen im Sport. Hier sind besonders die dunkelhäutigen Sportlerinnen (Afrika und USA) zu benennen, die der ehemaligen Bronzemedaillengewinnerin im Rudern und ersten Vizepräsidentin in der 103jährigen Geschichte des IOC, Anita DeFrantz, die direkte Frage nach ihren Möglichkeiten, Mitglied im IOC zu werden, stellten. Trotz Aussage des IOC-Präsidenten Jacques Rogge, auf der 3. Weltfrauenkonferenz des Sports in Marrakesch 2004, bis zum Jahr 2005 mindestens 20 % Frauen im IOC begrüßen zu können, sind heute von 115 IOC-Mitgliedern nur 12 weiblich. - Hilfestellung wird es durch die Gastgeberin Dr. Betty Siegel geben, die erreicht hat, dass an der Kennesaw State Universität ein Lehrstuhl für Frauen in internationalen Führungspositionen im Sport und für Sportentwicklung ausgeschrieben wurde, der ab Januar 2006 mit Prof. Dr. Darlene Kluka (USA) besetzt wird. Dies wurde u.a. auch von Vertreterinnen aus China, die sich intensiv um Kontakt zu den Konferenzteilnehmerinnen bemühten, in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking als eine für sie wichtige Anregung notiert.

 

Resolution zur Bedeutung des Sports für Mädchen und Frauen verabschiedet

Zum Abschluss des Kongresses verabschiedete man eine Resolution, die u.a. die Bedeutung des Sports für Frauen und Mädchen durch die UN hervorhob, auf die Einhaltung der geschlechtlichen Gleichstellung in der Arbeit der UN sowie weiterer internationaler Organisationen hinwies und die Initiative der Kennesaw State Universität begrüßte, die Schirmherrschaft für diese einmalige Konferenz in den USA übernommen zu haben. Eine Delegation des Japanischen Olympischen Komitees lud abschließend zur 4. Weltfrauenkonferenz im Sport im Mai 2006 nach Kumamoto ein.