Die große Frau des deutschen Sports Erika Dienstl wird mit einem Buch gewürdigt

„Voilá, une dame: Erika Dienstl“! Kein Geringerer als Willi Daume hat es in seiner bemerkenswerten Rede zu ihrem 60. Geburtstag so auf den Punkt gebracht.

Applaus für die große Dame des Sports: Erika Dienstl mit DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach. Foto: Witters
Applaus für die große Dame des Sports: Erika Dienstl mit DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach. Foto: Witters

Und nun ist auch ihr 70. Geburtstag schon Geschichte, jedoch kein Grund, um ihre Hände in den Schoß zu legen. Auch deshalb ist die jährliche Wiederholung des Deutschen Sportabzeichens in Gold für sie ein ganz normaler Vorgang, eine lieb gewonnene Gewohnheit. Wie sagt sie doch selber: „Der Sport hat mich jung gehalten. Er hat mein Leben geprägt.“ 

Was könnte wohl ein noch schöneres Kompliment für den Sport sein? Dabei ist Erika Dienstl in eine sportliche Führungswelt hineingewachsen, die überwiegend von Männern dominiert gewesen ist. Und es bedurfte schon einer gehörigen Portion von Durchsetzungsvermögen, gepaart mit rheinischem Humor und Charme, um sich in mancher Führungs-„Mannschaft“ zu behaupten. Dass ihr das gelungen ist, steht außer Zweifel. Arbeitete sie doch über Jahrzehnte äußerst erfolgreich in Spitzenpositionen des nationalen und internationalen Sports; im Ehrenamt, versteht sich, das sie neben ihre anspruchsvollen beruflichen Tätigkeit konsequent ausfüllte. 

Und nun ist sie mit einem Buch, gut betreut durch Prof. Dr. Bernd Barth, gewürdigt worden, in dem sowohl IOC-Präsident Dr. Jaques Rogge als auch der Präsident des DOSB, Dr. Thomas Bach, Manfred Freiherr von Richthofen oder Innenminister Wolfgang Schäuble sowie weitere 40 Persönlichkeiten und Wegbegleiter zu Wort kommen und Erika Dienstl ihre Referenz erweisen. „Am liebsten war ich Vorsitzende der Deutschen Sportjugend“, sagte sie selber, „da konnte ich viel bewegen und die damalige Aufbruchstimmung nutzen.“ Und sie hat diese Stimmung zum Wohle des Sports genutzt, 10 Jahre lang; vom 16. Dezember 1972 an, als sie in Travemünde als erste Frau den Vorsitz der DSJ übernahm. Und dass die Zeitschrift „Olympische Jugend“ in den „stürmischen" 1970-er Jahren zu einem erfolgreichen Diskussionsforum wurde, die manches „heiße Eisen“ in Wort und Bild setzte - was damals nicht jedem Funktionär des deutschen Sports genehm war - aber auch manche zukunftsweisende Idee in die Öffentlichkeit brachte, wäre ohne die schützende Hand der DSJ-Vorsitzenden so nicht möglich gewesen, sagt Harald Pieper, der damalige Chefredakteur dieser Zeitschrift. 

Als erste Frau, die 1986 Präsidentin eines deutschen Sportfachverbandes, des Deutschen Fechter Bundes, geworden war und es 14 Jahre lang blieb, hat sie auch ein weiteres Kapitel Sportgeschichte geschrieben, in dem unter ihrer Leitung die Fechter aus Ost und West zusammengeführt wurden - als ein erfolgreiches Beispiel für die Wiedervereinigung des deutschen Sports. Die langjährige Vizepräsidentin des DSB, 2002 von der Zeitschrift GALA unter die 50 wichtigsten Frauen Deutschlands gewählt, hat wie wohl keine zweite deutsche Frau in den höchsten Ämtern des Sports nachhaltig gewirkt. Sie hat für die Anliegen der Frauen über den Sport hinaus mehr getan, als manche andere, die das Wort Emanziption über Gebühr strapazieren. 

Sie sei „Une Grande Dame dans le monde du sport,“ schrieb IOC-Präsident Dr. Jaques Rogge. Ein besseres Schlusswort kann ich nicht finden. 

Voilá, une dame! Hrsg. Bernd Barth, 150 Seiten, zahlreiche Abbildungen Verlag Meyer & Meyer, ISBN 978-3-89899-313-5; 19,95 Euro


  • Applaus für die große Dame des Sports: Erika Dienstl mit DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach. Foto: Witters
    Applaus für die große Dame des Sports: Erika Dienstl mit DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach. Foto: Witters