Führungspositionen im Sport sind kein Privileg der Männer. Sportwissenschaftlerinnen der Freien Universität (FU) Berlin haben für das Forschungsprojekt „Frauen an die Spitze“ den mit 11.000 Euro am höchsten dotierten deutschen Frauenförderpreis erhalten.
Preisträgerinnen:
Prof. Dr. Dr. h. c. Gudrun Doll-Tepper, Prof. Dr. Dr. Gertrud Pfister (derzeit Kopenhagen), Sabine Radtke, Claudia Biskup sowie die beiden studentischen Mitarbeiterinnen Doris Kula und Dorothea Müth wurden im Rahmen eines Festaktes mit dem Margherita-von-Brentano-Preis 2005 ausgezeichnet. Der Preis wurde in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste vom Präsidenten der FU Berlin, dem Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Dieter Lenzen, überreicht. Die Berliner Sportwissenschaftlerinnen haben sich in sieben empirischen Studien mit der Situation von Frauen in ehrenamtlichen Führungspositionen des organisierten Sports beschäftigt. Ausgangspunkt ihrer umfangreichen Forschungen war der spürbar niedrige Frauenanteil in diesen gehobenen Ehrenämtern bei Sportverbänden und Sportvereinen: Obwohl Mädchen und Frauen fast 40 % der Mitgliedschaften in Sportvereinen ausmachen, liegt der Frauenanteil in Leitungsgremien des deutschen Sports nur bei 15 %.
In dem Projekt, das von Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper und Prof. Dr. Gertrud Pfister geleitet und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziell gefördert wurde, gingen die Forscherinnen der Frage nach den Gründen für diese Unterrepräsentanz nach. Dazu wurden u. a. die Führungsaufgaben und die Führungsstrukturen in Sportverbänden differenziert analysiert und amtierende und ehemalige Sportfunktionärinnen und Spitzensportlerinnen als potenzielle Führungskräfte befragt. Der praktische Teil der Projektarbeit fand in enger Kooperation mit Verantwortlichen des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland und des Deutschen Sportbundes (DSB) statt, und zwar insbesondere unter Mitwirkung von Ilse Ridder-Melchers und Dr. Uta Engels sowie Sylvia Schenk und Anouschka Bernhard. Ilse Ridder-Melchers dazu: “Hier werden zwei Sportwissenschaftlerinnen ausgezeichnet, die national und international einen hervorragenden Ruf haben. Wir können uns im deutschen Sport glücklich schätzen, dass diese Expertinnen über ihre wissenschaftlich Arbeit hinaus auch ehrenamtlich bei uns im Sport aktiv sind. Ein besonderer Dank des DSB geht aber auch an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das das Projekt „Frauen an die Spitze“ nicht nur gefördert, sondern auch fachlich begleitet hat.“
Das Projekt „Frauen an die Spitze“ hat im Ergebnis Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen von Sportverbänden entwickelt, die inzwischen umgesetzt werden: Hilfe zur Selbsthilfe durch eingehende Beratungen, Vernetzungen von Akteurinnen und Akteuren sowie gezielte Schulungen. Mit der Verleihung des Brentano-Preises wird die gesellschaftspolitische Relevanz der Studien mit ihrem hohen Praxisbezug gewürdigt. Dieser Preis wird seit 1995 für hervorragende Leistungen in Frauenförderung oder Frauenforschung vergeben und ist nach der Philosophin Margherita von Brentano benannt. Das Preisgeld wird zur Durchführung weiterer Studien ge-nutzt. Zum Projekt „Frauen an die Spitze“ ist jetzt eine Buchpublikation als Band 11 der „roten“ Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft mit dem Titel „Karrieren in Führungspositionen des Sports - Ein- und Ausstiege“ (herausgegeben von Gudrun Doll-Tepper, Gertrud Pfister und Sabine Radtke) erschienen. Das Buch kann bezogen werden über: Sport & Buch Strauß in 50933 Köln, Olympiaweg 1.
Dr. Detlef Kuhlmann