Aktionstag des LSB Rheinland-Pfalz greift Tabuthema auf

Unter dem Motto "Schweigen schützt die Falschen" machte der LSB Rheinland-Pfalz an seinem Aktionstag anlässlich des Internationalen Frauentages sexuelle Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche zum Thema.

Ellen Wessinghage
Ellen Wessinghage

Geschwiegen wurde nicht beim Aktionstag des Landessportbundes Rheinland-Pfalz am Sonntag, dem 8. März im Erbacherhof in Mainz.
Das Angebot, sich mit dem meist tabuisierten Thema möglicher und tatsächlicher sexueller Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche in Vereinen zu informieren, fand überraschend gute Resonanz.

Den Impuls zur Podiumsdiskussion gab Meike Schröer aus dem Landessportbund NRW mit einer Präsentation statistischer Zahlen, die betroffen machten. Sie verdeutlichten, dass alle sozialen Schichten beteiligt sein können und die Taten zielgerichtet sind. Die definitorische Unschärfe und Bagatellisierung sexueller Gewalt erschweren das Erkennen und Vermeiden. Sie führen dazu, dass das Problem von den Handelnden heruntergespielt wird nach dem Motto: „War doch nicht so gemeint, stell’ Dich nicht so an!“

In Vereinen wird das Thema deshalb gemieden, da man sich nicht vorstellen mag, dass im eigenen Verein Gewalt oder Missbrauch vorkommt. „Wer darüber spricht, macht sich verdächtig“, scheint der Tenor zu sein.

Die anschließende Podiumsdiskussion unter reger Beteiligung der Zuhörerinnen und Zuhörer mit Helmut Liesenfeld, Kriminalprävention im Innenministerium,
Anette Diehl, Frauennotruf Mainz, Mareike Willwacher, Präventionsbüro "Ronja" in Westerburg und Meike Schröer führte zu konkreten Vorschlägen erster Handlungsschritte:

  • Zum Schutz von Mädchen, Frauen und Jungen muss ein Lehrmodul zu sexueller Gewalt im Sport in die Aus- und Fortbildung von Übungsleitern (ÜL) aufgenommen werden. (In NRW bereits vorhanden)
  • Ein Ehrenkodex nach dem Vorbild von NRW und Mecklenburg – Vorpommern, sollte ausgearbeitet werden. Darin verpflichten sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sport zu einem verantwortungsbewussten, würdigen und gewaltfreien Umgang mit ihren Schutzbefohlenen.
  • Es soll ein Flyer erstellt werden, (den das Innenministerium finanzieren wird), mit Adressen von Ansprechpartnern in Notfällen, wie die Notrufe, zuständigen Polizeidienststellen und Kooperationspartnern.

Neben einem Highlight, der Vorführungen des Taekwondo.Clubs Ingelheim mit Selbstverteidigungsbeispielen, fand das Mitmachangebot Wendo von Frau Ursula Schwarz große Resonanz. Die Teilnehmerinnen waren erstaunt, mit welch einfachen Mitteln man Angriffe abwehren kann.

Unterstützt  wurde die Veranstaltung, die eine Sensibilisierung der Vereine aber auch der  Öffentlichkeit und  Anstoß zu intensiver Präventionsarbeit im Sport sein sollte,  durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen.

Ellen Wessinghage, Vizepräsidentin des LSB, zuständig für Frauen und Gleichstellung, zog ein äußerst positives Resümee und warb zum Abschluss für eine Beteiligung möglichst vieler Vereine an der Aktion „Gewalt gegen Frauen – nicht bei uns“ am 25. November. Neben Angeboten zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung können die Vereine in Kooperation mit Kampfsportvereinen mit vielfältigen Aktionen das Netzwerk gegen Gewalt an Frauen und Jugendlichen vor Ort ausbauen und stärken.


  • Ellen Wessinghage
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